Nach dem Waldbrand: So erwacht die Sächsische Schweiz zu neuem Leben!

Schmilka - Vor zwei Jahren wurde der Nationalpark Sächsische Schweiz von einem verheerenden Brand heimgesucht. Der Kampf gegen die Flammen dauerte lange. Nach dem Waldbrand gilt: Die Farbe der Hoffnung ist Grün.

Ein neuer Lehrpfad führt jetzt durch eine Waldbrandfläche in der Sächsischen Schweiz.
Ein neuer Lehrpfad führt jetzt durch eine Waldbrandfläche in der Sächsischen Schweiz.  © Sebastian Kahnert/dpa

Wer die Brandfläche am Großen Winterberg im Nationalpark Sächsische Schweiz zwei Jahre nach dem Feuer betrachtet, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Gut zwei Meter hohe Birken geben mit saftig grünen Blättern den Farbton an.

Dazwischen ragen verkohlte Baumstämme wie Termitenhügel aus dem Blätterdickicht - nur dass sie eben nicht dunkelrot oder braun sind, sondern schwarz.

Die Nationalpark- und Forstverwaltung Sachsenforst hat einen hölzernen Laufsteg in dem Areal angelegt. Besucher können anhand von Fotos das Vorher und Nachher vergleichen. Der Borkenkäfer hatte den Bäumen hier schon vor dem Feuer stark zugesetzt. Als die Flammen wüteten, war es dann restlos um sie geschehen.

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"Es wird nicht mehr so sein wie vorher", sagt Hanspeter Mayr, Sprecher der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz. Der von Fichten dominierte Forst sei an dieser Stelle Geschichte. Seit dem Brand hätten Forschende alle vier Wochen das Gelände untersucht und das Wachstum der Pflanzen dokumentiert. Man habe Insektenfallen installiert, um die Wiederbesiedlung der Brandfläche zu erkunden.

Tatsächlich wurde eine Pilzart gefunden, die zuvor an dieser Stelle nie nachgewiesen wurde. Und auch in der hiesigen Tierwelt gibt es nun einen Neuling: Der Schwarze Kiefernprachtkäfer sucht als Spezialist frisch verbrannte Bäume auf, um seine Eier in verkohlter Rinde abzulegen. "Die Larven entwickeln sich hier geschützt und relativ ungestört von Nahrungskonkurrenten", heißt es auf einem Schild.

Verheerend: So sah der Wald in der Sächsischen Schweiz nach dem Waldbrand aus. (Archivbild)
Verheerend: So sah der Wald in der Sächsischen Schweiz nach dem Waldbrand aus. (Archivbild)  © Robert Michael/dpa

Birken dominieren bei der Regeneration der Natur am Großen Winterberg

Besonders Birken gelten bei der natürlichen Regeneration am Großen Winterberg als Pionierbäume.
Besonders Birken gelten bei der natürlichen Regeneration am Großen Winterberg als Pionierbäume.  © Sebastian Kahnert/dpa

Auf einer anderen Brandfläche im Nationalpark konnten die Experten schon sehen, wie sich aus einer Fichten-Monokultur ein Mischwald unter anderem mit Buchen, Eichen und Ebereschen entwickelte.

Die Birke gilt als Pionierbaum und kann schnell kahle Stellen besiedeln, weil ihre Samen die besten Flugeigenschaften haben und sich so gut ausbreiten können. Auch Tiere wie Eichhörnchen und Eichelhäher helfen dabei. Wenn eine Brandfläche sich allein durch die Kraft der Natur wiederbelebt, findet ein regelrechter Verdrängungswettbewerb statt.

Die Birke ist auf der früheren Brandfläche klar im Vorteil. "Sie hat jetzt all das Licht für sich allein und kann andere Arten verdrängen", sagt Mayr. Er hofft, dass auch noch ein paar Buchen weiterwachsen, die den Brand am Rand knapp überlebten.

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"Wären wir hier in einem Wirtschaftswald, hätte man möglicherweise schnell aufgeforstet und hätte die tolle Entwicklung der Birken gar nicht wahrnehmen können. Auf die Selbstheilungskräfte der Natur zu vertrauen, ist ja gerade das Alleinstellungsmerkmal aller Nationalparke", betont Mayr.

Auch Nationalpark-Chef Uwe Borrmeister ist angetan: "Es gibt uns sehr viel Zuversicht, dass sich der Wald auf den Brandflächen so intensiv regeneriert und unsere Forschenden so viele spezialisierte Insekten- und Pilzarten im Nationalpark feststellen können."

Nationalpark Sächsische Schweiz wappnet sich für weitere Brände

Mit Hubschraubern löschten die Einsatzkräfte den Brand 2022. Für kommende Feuer will sich der Nationalpark besser wappnen. (Archivbild)
Mit Hubschraubern löschten die Einsatzkräfte den Brand 2022. Für kommende Feuer will sich der Nationalpark besser wappnen. (Archivbild)  © Robert Michael/dpa

Seit dem verheerenden Feuer im Sommer 2022 hat sich viel in Sachen Brandschutz getan. Hanspeter Mayr zeigt auf der Fahrt ins Brandgebiet immer wieder auf Schneisen, die für Löschschläuche und künftige Einsätze in den Wald geschnitten wurden.

2023 errichteten die Städte Bad Schandau, Hohnstein und Sebnitz im Nationalpark sieben neue Löschwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 500.000 Litern. Sie sollen Wasser für den "ernsten Angriff" der Feuerwehr nach Ausbruch des Brandes liefern.

Die Nationalpark- und Forstverwaltung von Sachsenforst beschaffte zudem drei mobile Löschwasserbehälter mit einem Volumen von je 20.000 Litern. Sie liegen wie riesige Kissen an Stellen, in denen in den vergangenen Jahren besonders viele Brände entstanden.

Im vergangenen Winter wurden 21 Einsatzwege auf einer Länge von 53 Kilometern nach den Vorgaben des neuen Waldbrandschutzgesetzes ertüchtigt. Entlang der Wege wurde Reisig als besonders leicht entzündbare Brandlast beseitigt. "Wenn Totholz im Bestand verbleibt, wird es bodennah abgelegt, um sich möglichst schnell mit Feuchtigkeit aufzusaugen", erklärt Mayr.

Die Maßnahmen an den Wegen sollen garantieren, dass Feuerwehren so schnell und sicher wie möglich den Brandherd erreichen. Mit einer Machbarkeitsstudie wird geprüft, ob eine Leitung zur Wasserversorgung von der Elbe in gefährdete Gebiete gelegt werden kann.

Aktuell wird ein System zur Früherkennung von Bränden getestet: 30 Sensoren messen in unwegsamem Gelände die Luft und geben Alarm, wenn Rauchgase auftreten.

Mit Wärmebildkameras und neuen Sensoren soll das Waldgebiet besser überwacht werden können.
Mit Wärmebildkameras und neuen Sensoren soll das Waldgebiet besser überwacht werden können.  © Sebastian Kahnert/dpa

Forstminister: Menschen immer wieder für Waldbrände sensibilisieren

Hanspeter Mayr, Öffentlichkeitsarbeit Sachsenforst, hat seine Wärmebildkamera in einem Löschrucksack.
Hanspeter Mayr, Öffentlichkeitsarbeit Sachsenforst, hat seine Wärmebildkamera in einem Löschrucksack.  © Sebastian Kahnert/dpa

"Die Waldbrände vor zwei Jahren waren ein schwerer Schlag für die Menschen in der Region, für den Tourismus und für die Natur. Der Freistaat und die Nationalparkverwaltung haben reagiert und intensiv ins Thema Waldbrandprävention investiert", sagt der sächsische Forstminister Wolfram Günther (51, Grüne) und verweist zugleich auf die Ursache der meisten Feuer.

"So gut wie alle Waldbrände werden von Menschen ausgelöst. Es braucht keinen Vorsatz: Schon eine unachtsam weggeworfene Zigarettenkippe kann zu verheerenden Bränden führen. Deshalb muss hier immer wieder sensibilisiert und aufgeklärt werden." Dazu hat Sachsenforst auch ein beliebtes Relikt aus DDR-Zeiten reanimiert. Auf Schildern ist in den Wäldern vielerorts das rote Waldbrand-Eichhörnchen als Warnung zu sehen.

Ohnehin hat der Brand vom Sommer 2022 mit den Menschen etwas gemacht. "Es gibt eine höhere Sensibilität. Die Leute rufen eher die 112 an", sagt Hanspeter Mayr. Seit dem Großbrand habe es etwa ein Dutzend kleinere gegeben - meist, weil illegale Lagerfeuer nicht richtig abgelöscht wurden und außer Kontrolle gerieten. Die Feuer konnten aber in einem frühen Stadium gelöscht werden.

Inzwischen hilft auch eine Waldbrand-Erkennungsdrohne dabei, Flammen zu erkennen. "Wir sind viel besser im Zusammenspiel geworden", schätzt Mayr das Agieren aller beteiligten Akteure ein. Einen Einsatz wie im Sommer 2022 wünscht sich hier allerdings keiner mehr.

Titelfoto: Montage: Robert Michael/dpa, Sebastian Kahnert/dpa

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