Sächsische Schweiz als geteiltes Land: Brücken-Problem macht das Leben kompliziert!

Bad Schandau - Eine Kolonne Berufspendler schiebt sich entlang des Ziegenrückens. Die kurvige Straße knickt kurz vorm Hockstein nach Süden, bevor sie sich zwischen Honigstein und Schulzengrund ihren Weg entlang des Polenztals sucht. In ruhigeren Tagen wäre sie ein Geheimtipp. Bis auf Weiteres bleibt sie die letzte Verbindung Bad Schandaus mit dem Rest der Welt.

Zur Untätigkeit verdammt: Die Elbbrücke darf sicherheitshalber nicht mehr genutzt werden.
Zur Untätigkeit verdammt: Die Elbbrücke darf sicherheitshalber nicht mehr genutzt werden.  © Eric Münch

Seit Mittwochabend ist die Elbbrücke dicht, die bislang die B 172 in den Erholungsort führte. Und damit die letzte Möglichkeit, zwischen Pirna und Tschechien die Elbe mit Auto, Laster oder Rettungswagen zu queren.

Die Sächsische Schweiz ist sozusagen geteiltes Land.

Die 1977 errichtete Spannbetonbrücke ist - wie die teileingestürzte Dresdner Carolabrücke - mit Hennigsdorfer Spannstahl erbaut worden. Rostanfällig, wie Sachsen seit dem 11. September weiß.

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Wie es aus dem Landesverkehrsministerium hieß, habe eine Sonderprüfung akuten Handlungsbedarf ergeben.

"Uns wurde gesagt, dass wir über Pirna oder Děčín fahren sollen. Das ist doch lächerlich", schimpft eine "Penny"-Kassiererin (62), die ungenannt bleiben will.

Auf die Fähren kommt einiges an Fahrten zu

Stadtwehrleiter Kai Bigge (53) muss sicherstellen, dass im Ernstfall genügend Rettungskräfte anrücken - trotz Brückensperrung.
Stadtwehrleiter Kai Bigge (53) muss sicherstellen, dass im Ernstfall genügend Rettungskräfte anrücken - trotz Brückensperrung.  © Eric Münch

Der Supermarkt liegt knapp neben der Brücke. Die Kleinhennersdorferin fuhr bislang sechs Minuten zur Arbeit.

Nun braucht sie mit der Fähre eine halbe Stunde - und muss abends im Dunkeln heim.

Eine 60-jährige Schönaerin ist nun ebenfalls auf die Fähre angewiesen. Am Freitag war sie für ihren kranken Mann in einer Schandauer Apotheke. Zur Sparkasse, zum Arzt, günstig einkaufen gehen - all das sei nun sehr kompliziert geworden. "Und jeder, der arbeiten muss, muss ein Ticket kaufen."

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"Die Leute, die sonst nicht mit der Fähre fahren, sind angefressen", weiß Landrat Michael Geisler (64, CDU), für den die Brückenschließung "völlig überraschend" kam.

Aktuell sei er mit der Landesregierung in Klärung, ob der Freistaat die Fährkosten bezuschussen kann. "Aber die Regierung, die es noch gibt, ist mit sich selbst beschäftigt." Auf "seiner Carolabrücke" - die Eisenbahnbrücke in Bad Schandau - könnte theoretisch ein zweiter Brückenkopf liegen. Vor allem für Busse will Geisler das in der nächsten Woche prüfen lassen.

Auch eine Schwimmbrücke für Rad- und Fußverkehr zwischen Bahnhof und Bad Schandau stehe dann auf dem Plan.

Michael (56) und Kathrin Twelkemeyer (52) müssen als Urlauber nun die Fähre nehmen.
Michael (56) und Kathrin Twelkemeyer (52) müssen als Urlauber nun die Fähre nehmen.  © Eric Münch
Die Elbfähren werden in den nächsten Wochen viel zu tun haben.
Die Elbfähren werden in den nächsten Wochen viel zu tun haben.  © Eric Münch
John Arko (60), Chef der Landbäckerei Schmidt, muss seine Logistik umplanen.
John Arko (60), Chef der Landbäckerei Schmidt, muss seine Logistik umplanen.  © Alexander Emmert

2002 war die Brücke in Bad Schandau wegen Hochwasser gesperrt

Besuch aus dem Nachbarland: Die Journalisten Jiří Pech und Anna Dolanská berichten für "Česká televize" über die Sperrung.
Besuch aus dem Nachbarland: Die Journalisten Jiří Pech und Anna Dolanská berichten für "Česká televize" über die Sperrung.  © Eric Münch

Auch das Rettungswesen hat es "eiskalt getroffen", wie Stadtwehrleiter Kai Bigge (53) sagte. Seine Feuerwehren sind nur noch zur Hälfte einsatzbereit, 170 Kameraden aufgeteilt auf zwei Elbseiten.

Die übrigen Rettungsdienste passten ihre "Ausrückeordnungen" so an, dass die Region abgedeckt bleibt. "In der Not hat die Kameradschaft schon immer funktioniert."

Neun von 43 "Landbäckerei Schmidt"-Filialen "sind von uns und den Kunden nur noch äußerst schwer zu erreichen", erklärt Chef John Arko (60).

Das erinnere an 2002, als die Brücke nach dem Hochwasser voll gesperrt war. "Damals standen unsere Fahrer insgesamt 120 Tage im Stau."

Arko fordert: "Das Ding muss weg! Hennigsdorfer Spannstahl steckt da auch in zehn Jahren noch drin. Sollen wir jedes Jahr zittern?"

Michael (56) und Kathrin Twelkemeyer (52) sind nur eine halbe Stunde vor der Schließung über die Brücke gefahren.

Seit einer Woche urlauben die Wolfsburger in der Region, kamen am Mittwoch aus Prag. "Trotzdem", grübelt Kathrin, "ich find's besser so, als wenn erst was passieren muss ..."

Titelfoto: Eric Münch

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