Angst um die Existenz! Elbbrücken-Desaster bringt Gastwirte und Hoteliers in Bedrängnis
Bad Schandau - Die gesperrte Elbbrücke bei Schandau entlang der B 172 bringt zunehmend Gastwirte, Hoteliers und Industriebetriebe in finanzielle und zeitliche Bedrängnis. Eine ganze Reihe von ihnen befürchtet, binnen Jahresfrist dichtmachen zu müssen.
Hotelier Ralf Thiele ist optimistisch, trotz des Brückendesasters. Der 58-Jährige führt das Parkhotel in Bad Schandau und ist für 80 Mitarbeiter verantwortlich. Man sei in der Sächsischen Schweiz nach Corona, dem Hochwasser und den Waldbränden krisenerprobt. "Bei uns ist das Glas halbvoll", sagt Thiele.
Nach der Sperrung der Elbbrücke am 11. November informierte er sofort alle Gäste und übersandte Informationen zu den möglichen Verkehrsführungen.
Für seine Mitarbeiter reorganisierte er Dienstpläne und sponserte 10er-Karten für die Fähre, bis der Landkreis die Kosten dafür übernahm.
Stornierungen habe er bisher nicht registriert, auch Kündigungen von Mitarbeitern, die unter der erschwerten Situation leiden, seien bisher ausgeblieben. Die Stimmung in Industrie, Handel und Tourismus ist jedoch - wenn überhaupt - verhalten optimistisch.
Nach einer Umfrage der IHK Dresden fürchten neun Prozent der Befragten den Verlust von Personal, 61 Prozent rechnen mit Umsatz-, rund zwei Drittel mit Auftragseinbrüchen. Wegen der längeren Wege und den damit verbundenen höheren Kosten sehen ein Drittel den Bestand ihres Unternehmens binnen Jahresfrist in Gefahr. Für die Befragung wurden 4000 Unternehmen angeschrieben, 400 antworteten.
"Wir wollen nicht schwarzmalen", so IHK-Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder (42), aber: "Wir wollen eine Behelfsbrücke noch 2025." Für Problemfälle hat die Staatsregierung inzwischen ein Beratungsangebot für Arbeitnehmer und -geber eingerichtet, das über die Sächsische Aufbaubank und die Bundesagentur für Arbeit läuft.
Wie es mit der gesperrten Brücke weitergeht, ist indes weiter offen. Die Entscheidungen über mögliche Weiternutzung für Fußgänger und Radfahrer oder den Abriss sollen definitiv Ende Juni fallen. Parallel dazu laufen die Planungen für einen Ersatzneubau.
Behelfsbrücke wird dieses Jahr nicht mehr fertig
Der Bau einer Behelfsbrücke für Autos, Laster und Busse über die Elbe bei Bad Schandau wird immer wahrscheinlicher. Am Montag haben dafür die Vermessungsarbeiten begonnen.
Vier Vermessungstrupps seien links und rechts der Elbe eingesetzt, teilte das Infrastrukturministerium mit. Die Daten sollen Aufschluss darüber geben, ob die Anforderungen der Elbeschifffahrt eingehalten werden, wie hoch der Aufwand für die Anbindung an das Straßennetz sein wird und ob die Behelfsbrücke im Hochwasserfall standsicher ist. Außerdem lieferten sie eine wichtige Grundlage für die schon laufende Planung eines Ersatzneubaus.
"Bereits in der zweiten Januarhälfte werden uns erste Ergebnisse vorliegen", sagte Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (60, CDU).
Ob die Behelfsbrücke aber tatsächlich gebaut wird, ist noch immer nicht entschieden. Parallel laufen zwar noch Variantenuntersuchungen, doch habe die Deutsche Bahn eine Nutzung der benachbarten Bahnbrücke für den Straßenverkehr ausgeschlossen, wie Landrat Michael Geisler (64, CDU) sagte.
Möglich sei danach eine Verschiebung der Brücke stromabwärts, um oberhalb Richtung Bad Schandau eine Behelfsbrücke zu errichten. Mit einer Fertigstellung dieser Brücke ist laut Staatssekretär Thomas Kralinski (52) vom Wirtschaftsministerium indes in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.
Titelfoto: Fotomontage:Stefan Häßler