Sächsische Hilfsorganisation alarmiert: Flüchtlingswelle spült mehr Frauen in Zwangsprostitution
Plauen - Die Hilfsorganisation Karo warnt vor einer Zunahme illegaler Prostitution im deutsch-tschechischen Grenzgebiet infolge neuer Flüchtlingsrouten. Schutzlose Personen ließen sich so leichter unbemerkt einschleusen, sagte Geschäftsführerin Cathrin Schauer-Kelpin.
Junge Frauen, die in Privatwohnungen oder Nachtclubs zur Prostitution gezwungen werden, und Minderjährige, die im deutsch-tschechischen Grenzgebiet Opfer von sexuellen Übergriffen werden: Solche Fälle sind trauriger Alltag für die Hilfsorganisation Karo aus Plauen (Vogtland). Zunehmend beobachten die Sozialarbeiter, dass Menschenhändler Flüchtlingsrouten für ihre Zwecke nutzen.
"Darüber lassen sich schutzlose Personen leicht einschleusen", berichtet Karo-Chefin Schauer-Kelpin. Da konkrete Zahlen schwer zu ermitteln seien, blieben aktuell nur Beobachtungen der acht Sozialarbeiter. "Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben wir einen massiven Anstieg von ukrainischen Frauen in der Clubszene in Tschechien bemerkt", sagt Schauer-Kelpin.
Auch wurde beobachtet, dass junge Mädchen gezielt an den Grenzen angesprochen wurden oder Clubbesitzer unverblümt damit warben, geflüchtete Frauen und Kinder bei sich aufzunehmen. Bundesweite Ermittlungsverfahren hätten gezeigt, dass immer wieder Frauen über die Flüchtlingsrouten nach Deutschland gebracht wurden, so die Vereins-Chefin.
Seit einigen Jahren betreibt Karo ein Schutzhaus, wo im vergangenen Jahr 20 Frauen und 16 Kinder aus acht Nationen unterkamen. Dazu kommt eine Schutzwohnung in Tschechien. Schauer-Kelpin: "Kriege und Naturkatastrophen führen immer wieder dazu, dass Frauen und Kinder sexuell ausgebeutet werden."
Das Bundes-Lagebild "Menschenhandel" zeigte 2022 mit 346 Fällen von "sexueller Ausbeutung" einen Anstieg der Verfahren um 18,9 Prozent. 476 Opfer wurden ermittelt - die große Mehrheit war illegal in Deutschland. Sachsens Landeskriminalamt registrierte 33 Fälle von Menschenhandel - neben Zwangsprostitution auch Fälle von Zwangsarbeit.
Titelfoto: Tino Plunert/dpa