Sächsische Firma macht Jagd auf Kinderpornos: "Lässt mich nicht kalt"
Mittweida - Kein normaler Mensch schaut freiwillig Kinderpornos. Drei Frauen aus Mittweida sind die Ausnahme: Die Absolventinnen des Studiengangs Allgemeine und digitale Forensik an der Hochschule gründeten mit Professor Dirk Labudde (56) die Firma FZ forensic.zone in der Freiberger Straße. Firmenzweck: Computer und Datenträger nach illegalen Inhalten durchforsten.
Vor allem nach ekligen Beweisen für Kindesmissbrauch suchen Mirijam Steinert (38) und Vivien Dehne (23) - die dritte Frau (31) im Bunde möchte nicht öffentlich auftreten.
Ihre Arbeit ist schwer zu ertragen: Die 23-Jährige hat schon "eine sechsstellige Zahl von Kinderpornobildern gesehen" und gibt zu: "Das lässt mich nicht kalt. Mir helfen reden und unsere Bürohunde Dr. Eddy und Carli."
Gegründet im Oktober, bekam die junge Firma sofort den ersten Auftrag einer Behörde. Thema: Betrug. Mirijam Steinert: "Wir sollten ein Handy knacken. Wir fanden darauf belastende E-Mails."
Vier Monate später ist "forensic.zone" mit 30 Aufträgen von Behörden oder Privaten schwer beschäftigt. Allein in 25 Fällen sollen die Forensiker Kinderpornos aufspüren - Tausch-Plattformen, Handel, Besitz, Kindesmissbrauch.
Einbruchssichere Büros
Dirk Labudde will die Firma begleiten, "bis sie allein läuft", erhält dafür später Spenden an eine Stiftung für Hinterbliebene sexueller Straftaten, Prävention und standardisierte Gutachten.
Der Professor sieht für die neue Firma einen Riesenmarkt: "Die angezeigten Fälle von Kindesmissbrauch haben sich 2022 verdoppelt. Wir dürfen da nicht weggucken."
Einen Schwerpunkt setzt "forensic.zone" aktuell auf ganz andere Straftaten: Die drei Frauen statten ihre Büros einbruchsicher aus, damit niemand seine Geräte heimlich zurückholt.
Titelfoto: Kristin Schmidt