Sächsische Feuerwehr-Bande soll Brände und Ölspuren gelegt, Bäume angesägt haben
Parthenstein - Feuerwehr-Skandal in Sachsen: Eine aus aktiven Feuerwehrleuten bestehende Bande soll im Landkreis Leipzig Dutzende Brände gelegt, Ölspuren verursacht und Bäume angesägt haben. Anschließend nahmen die Beschuldigten an den Einsätzen ihrer Ortswehren teil. Der Schaden geht in die Hunderttausende.
Seit Oktober 2020 beschäftigt eine unheimliche Brandserie im Umland zwischen Leipzig und Grimma Feuerwehren und die Polizei.
Brennende Strohfeime, Holzpolter, Waldflächen, Mülltonnen, Unterstände, Gebäude, Fahrzeuge - immer wieder sorgten Brandstiftungen im Gebiet der Großgemeinde Parthenstein für Angst und Schrecken. Dutzende Feuer rechnet die Staatsanwaltschaft der Serie zu.
Jetzt die böse Überraschung: Wie die Behörde am heutigen Freitag informierte, wurden vier Tatverdächtige im Alter von 18 bis 23 Jahren ermittelt - drei sind Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr der Großgemeinde Parthenstein. Sie sollen nicht nur Brände entfacht, sondern auch Ölspuren gelegt und Bäume angesägt haben, damit sie auf Straßen kippen.
Im Oktober vorigen Jahres wurde ein Autofahrer (60) verletzt, der bei Pomßen in einen solchen Baum gekracht war. Der Stamm, so stellten Ermittler später fest, war zu zwei Dritteln angesägt.
"Das ist schockierend, wenn Feuerwehrleute so etwas machen - das ruiniert den Ruf aller Feuerwehren im Land", sagt Mike Köhler (36), Vize-Chef des Leipziger Kreisfeuerwehrverbandes, fassungslos.
Bei gehäuften Bränden würden Feuerwehrchefs immer auch ein Auge auf die eigene Truppe werfen. "Wer ist plötzlich immer zuerst am Gerätehaus, der das vorher nie war...", beschreibt Köhler ein Indiz dafür, dass ein Feuerteufel in den eigenen Reihen stecken könnte. Dass aber gleich drei Feuerwehrleute teils gemeinschaftlich Brände legen und Havarien verursachen - so einen Fall kannte er bisher nicht.
"Gleich drei Leute, das hätte ich mir nicht vorstellen können"
Auch Sven Medicke (49) versteht jetzt die Welt nicht mehr. Er ist der Gemeindewehrleiter von Parthenstein und kennt die Kameraden, die noch bis Donnerstag ihren Dienst in den Ortswehren Pomßen und Großsteinberg versahen.
"Den vagen Verdacht, dass es jemand aus der Feuerwehr sein könnte, gab es angesichts der Brandhäufung schon länger - aber gleich drei Leute, das hätte ich mir nicht vorstellen können", sagte Medicke im Telefonat mit TAG24. Einer der Beschuldigten sei seit der Jugendfeuerwehr dabei, die zwei anderen neue Mitglieder.
Lagen die jährlichen Einsatzzahlen der Feuerwehr Parthenstein sonst bei 20 bis 25 Alarmierungen, schoss sie im vergangenen Jahr auf 45 Einsätze hoch.
Dass die Feuerteufel-Bande finanzielles Interesse gehabt haben könnte, glaubt Gemeindewehrleiter Medicke nicht. "Für Brandeinsätze gibt es bei uns kein Einsatzgeld, nur für technische Hilfeleistungen", sagt er. Für die Beseitigung umgestürzter Bäume und Ölspuren gebe es pro Mann zehn Euro pro Stunde.
Beweismaterial bei Hausdurchsuchungen sichergestellt
Bei den Beschuldigten führte die Polizei bereits am Dienstag Hausdurchsuchungen durch. Dabei sei umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden, teilte die Behörde mit.
Zum möglichen Motiv der Verdächtigen und deren Aussageverhalten äußerten sich die Ermittler nicht.
Titelfoto: Bildmontage: Sören Müller