Sachsens Wiege der Reformation: Torgau bewirbt sich mit Luthers Kapelle um Weltkulturerbe-Status
Torgau - Sachsen hofft auf einen dritten Eintrag in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO. Die Schlosskapelle Torgau (Nordsachsen) hat es auf die aktuelle deutsche Bewerberliste geschafft. Sie gilt als weltweit erster protestantischer Kirchenneubau.
Der Reformator höchstselbst hatte das unter dem Patronat von Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen (1503 - 1554), auch bekannt als "Friedrich der Großmütige", in einem Flügel des Residenzschlosses errichtete Gotteshaus seiner Bestimmung übergeben.
Am 5. Oktober 1544 habe Martin Luther die Schlosskapelle mit einer Predigt persönlich eingeweiht, erklärt Lydia Klöppel, die Leiterin des Kulturbetriebes auf Hartenfels. "Hier wurden die Vorstellungen des Reformators einer protestantischen Gottesdienstgestaltung erstmals in Architektur umgesetzt."
Von Luther soll auch der Ausspruch "Salomo hat nirgend einen so schönen Tempel gebaut, als Torgau hat" stammen.
In der einstigen Residenzstadt an der Elbe hofft man, dass dies die Hüter der Weltkulturerbeliste genauso sehen. Denn die Schlosskapelle ist einer von elf Bewerbern auf der deutschen Tentativliste, die am 1. Februar dem Welterbezentrum der UNESCO vorgelegt wird.
Erste Bemühungen um Weltkulturerbe-Status bereits in 2016
Es ist bereits der zweite Anlauf der Nordsachsen, den begehrten Titel zu bekommen.
Bereits 2016 bemühten sich die Torgauer, ihr komplettes Schloss als Erweiterung der bereits als Weltkulturerbe geführten Luthergedenkstätten Wittenberg anerkannt zu bekommen. Der Antrag wurde später wegen der geringen Erfolgsaussichten zurückgezogen. Nun liegt der Fokus auf der Kapelle.
"Torgau war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das politische Zentrum der Reformation, und die Schlosskapelle ist das bauliche Zeugnis davon", beschreibt Klöppel die Bedeutung.
Aktuell hat Sachsen zwei UNESCO-Welterbestätten: den Fürst Pückler Park in Bad Muskau und die Montanregion Erzgebirge.
Dem Dresdner Elbtal wurde der Weltkulturerbe-Status 2009 aberkannt - wegen des umstrittenen Baus der Waldschlösschenbrücke.
Historisches: Es begann mit 95 Thesen ...
"Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."
Mit derlei Sprüchen hat die römisch-katholische Kirche im 15. Jahrhundert den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen. Der vermeintliche Freikauf von allen Sünden - das brachte den Augustinermönch und Doktor der Theologie, Martin Luther (1483 - 1546), auf die Palme.
Mit seinen 95 Thesen gegen den Ablasshandel und die Missstände in der Kirche, die er am 31. Oktober 1517 persönlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt haben soll, löste Luther 1517 die Reformation aus und begründete so die Entstehung des Protestantismus.
Der 31. Oktober ist als "Reformationstag" in Sachsen und anderen protestantischen Bundesländern heute ein gesetzlicher Feiertag.
Titelfoto: Thomas Türpe