Sachsens Polizei jagt Pflegebetrüger jetzt mit Künstlicher Intelligenz
Leipzig - Sachsens Polizei will Betrüger in der Pflegebranche fortan mit Künstlicher Intelligenz jagen. In einem mehr als zweijährigen Forschungsprojekt entwickelten Leipziger Wirtschaftsermittler gemeinsam mit Wissenschaftlern des Fraunhofer Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) spezielle Software zur Aufdeckung von Abrechnungsbetrug, die nun sachsenweit zur Anwendung kommen soll.
Die Ausgaben der Pflegeversicherung haben sich in Deutschland innerhalb von zehn Jahren auf 53,85 Milliarden Euro (2021) mehr als verdoppelt. Auch die Zahl der Betrugs-Verdachtsfälle schnellte in dieser Zeit in die Höhe.
Nach Angaben des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen wurde im letzten Untersuchungszeitraum 2020/21 allein in der häuslichen Krankenpflege ein Betrugsschaden von 29,6 Millionen Euro festgestellt.
Der Nachweis fiel Ermittlern bislang schwer, weil Abrechnungssysteme intransparent und Pflegebedürftige oft nicht in der Lage sind, den Betrug zu erkennen. Ein weiteres Problem sei, dass die Leistungsabrechnungen noch immer anhand unzähliger Papierdokumente erfolgen, erklärt Leipzigs Polizeipräsident René Demmler (51).
Hier setzt das Projekt "PflegeForensik" an.
Leipziger Polizisten und ITWM-Wissenschaftler entwickelten eine Software, die Leistungsnachweise und Tourenpläne der Pflegeanbieter digitalisiert und diese Daten dann nach Betrugshinweisen durchforstet.
KI soll Handschriften von Betrügern erkennen
"Dabei kommen klassische Methoden der Bildverarbeitung und Verfahren der Künstlichen Intelligenz zum Einsatz, um vor allem auch die Handschriften zu erkennen und auswertbar zu machen", erklärt Demmler.
Werden Unregelmäßigkeiten erkannt, kommen diese Informationen in eine Datenbank, um eine gerichtliche Überprüfung der technisch unterstützten Ermittlungsarbeit möglich zu machen. Die KI-Jagd auf Pflegebetrüger soll die Ermittlungen beschleunigen.
"Für uns geht es aber vor allem um die pflegebedürftigen Menschen, die sich gegen betrügerische Pflegedienste nicht selbst zur Wehr setzen können und hier auf die Hilfe des Staates angewiesen sind", erklärt Polizeichef Demmler.
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