Sachsens Parteien: Keine Angst vor Wagenknecht
Dresden - Das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) kommt: Erst am Montag hatte Ex-Linken-Ikone Sahra Wagenknecht (54) die Gründung ihrer Bundespartei für Januar bekanntgegeben. Und hat ersten Umfragen zufolge hohen Zuspruch im Freistaat.
"Wir sehen Spekulationen, sonst nichts", sagt Linken-Chef Stefan Hartmann (55) auf TAG24-Anfrage. Der Landesverband mit seiner "starken Basis" unterstütze nun erst mal das Mutterschiff beim Comeback im Bund. CDU, Grüne und FDP äußerten sich vorerst auf Nachfrage nicht.
Interessant: Die Sachsen-SPD sieht "ein feines politisches Gespür für gesellschaftliche Stimmungen" bei Frau Wagenknecht.
Ihr Modell sei aber nicht nachhaltig, "da komplexe Probleme nicht durch einfache Antworten zu lösen sind". Und: "Alles, worüber wir hier reden, ist Kaffeesatzleserei in der Glaskugel."
Findet auch die AfD. Schließlich stehe es in den Sternen, ob die noch zu gründende Partei überhaupt antritt. Und selbst wenn: "Frau Wagenknecht schielt in erster Linie auf einen Platz im Europaparlament. In Sachsen hat sie keine Basis", so Sachsen-Chef Jörg Urban (59).
Allerdings glaubt Politikwissenschaftler Constantin Wurthmann: "Wenn sich jemand Sorgen machen muss, dann die AfD." Wagenknecht habe in ihren Positionen viel mit AfD-Wählern gemein.
Ein Hauptproblem aber bleibt ohnehin: Wagenknecht fehlt es derzeit noch an Personal und prominenten Gesichtern. Bereits im Juli erklärten alle 19 Mandatsträger der Sachsen-Linken, ihr nicht folgen zu wollen.
Langer Weg auf den Wahlzettel
Damit BSW am 1. September auf sächsischen Landtagswahl-Zetteln steht, ist noch einiges zu tun. Die Bundespartei soll im Januar gegründet sein.
Laut Sabine Zimmermann (62), langjährige Zwickauer Bundestagsabgeordnete der Linken, trete BSW gesichert in Sachsen an. Das muss dem Landeswahlleiter bis zum 97. Tag vor der Wahl (wäre der 27. Mai) offiziell mitgeteilt werden.
Dafür braucht's Satzung, Wahlprogramm und von vorhandenen Mitgliedern gewählten Landesparteivorstand.
Außerdem muss eine Unterstützer-Liste über 2000 Unterschriften von wahlberechtigten Sachsen bis zum 48. Tag vor der Wahl (15. Juli) vorgelegt werden.
BSW muss nicht in allen Kreisen Kandidaten aufstellen. Es reicht, mit einer Landesliste anzutreten.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa