Sachsens jüngste Bestattungs-Unternehmerin: Der Tod ist ihr ständiger Begleiter
Bautzen - Annabell Wandelt, 20 Jahre, rote Haare, hat ein Faible für schöne Autos, Körperschmuck - und Leichen. Vor Kurzem machte die junge Frau ihren Jugendtraum wahr und eröffnete ihr eigenes Bestattungs-Unternehmen in der Oberlausitz.
Der Kredit für den modernen Bestattungshaus-Neubau (mit anliegendem Wohnhaus) in Neschwitz bewegt sich im sechsstelligen Bereich. Dort werden bis zu sechs Tote gleichzeitig gekühlt, im Hygieneraum wäscht, pflegt und schminkt Annabell die Verstorbenen.
Auch das Abholen vom Sterbeort - stilecht im Cadillac -, die Klärung von Formalitäten und Organisation der Bestattung zählen zur täglichen Arbeit.
Schon optisch fällt sie auf: mit Tattoos, roten Haaren und Piercings. Doch auch ihre Zielstrebigkeit ist bemerkenswert.
"Nach meinem Schülerpraktikum in der achten Klasse wollte ich am liebsten die Schule abbrechen, um Bestatterin zu werden", erzählt die Unternehmerin.
Bestatterin Annabell Wandelt ist mittlerweile ihr eigener "Herr"
Nach dem Realschulabschluss ging es los mit der Ausbildung zur "Bestattungsfachkraft" - und der Ernüchterung. "'Lass mal die Männer' habe ich viel zu oft gehört, zum Beispiel beim Sargschleppen."
Jetzt ist sie ihr eigener "Herr", managt ihre eigene Firma mit einem weiteren Mitarbeiter in Teilzeit. Und will eigene Akzente setzen: "Ich wünsche mir einen unverkrampften Umgang mit dem Tod."
Luftballons am Grab steigen oder die Lieblingszigaretten des Verstorbenen ins Grab hereinlegen zu lassen - alles kein Problem, sagt Bestatterin Annabell.
Sie ist ständig in Rufbereitschaft, will noch den Meisterlehrgang absolvieren und irgendwann selbst Bestatternachwuchs ausbilden.
Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis (2)