Sachsens härtester Streik: Schrott-Arbeiter in Espenhain seit 100 Tagen im Ausstand
Espenhain - Es ist Sachsens härtester Arbeitskampf: Seit dem 8. November ist der Großteil der Belegschaft des in Espenhain (Kreis Leipzig) ansässigen Schrottrecyclers SRW metalfloat im Ausstand. Am heutigen Donnerstag ist der 100. Streiktag - und ein Ende ist nicht in Sicht.
Zum Jubiläum hat sich prominenter Besuch angekündigt. Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (65, SPD) will im Streiklager vorbeischauen, auch mehrere Bundestagsabgeordnete haben ihr Kommen zugesagt. Dort werden sie auch auf Kathrin Kroll (52) treffen.
Seit 20 Jahren arbeitet sie als Sortiererin in der zur schwäbischen Scholz Recycling GmbH gehörenden Firma, in der Schrott zerlegt wird, um begehrte Metalle wie Kupfer und Aluminium rückgewinnen zu können.
"Wir mussten uns immer alles erkämpfen, jede Klimaanlage, jede Abzugshaube", erzählt die Betriebsrätin und sagt, dass der Arbeitnehmervertretung immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden.
Jetzt wollen die Recycler endlich einen Tarifvertrag, der alles regelt und auch die Löhne angleicht. "Ein Sortierer, der in drei Schichten 40 Wochenstunden arbeitet, verdient hier 13,60 Euro die Stunde - das ist auf den Monat gerechnet rund 600 Euro weniger als in vergleichbaren Betrieben der Branche", erklärt Michael Hecker (35), Verhandlungsführer der IG Metall.
Unbearbeitete Schrottberge immer größer
Doch die seit 2016 zum börsennotierten chinesischen Weltkonzern Chiho Environmental Group gehörende Scholz GmbH lehnt einen Tarifvertrag ab. Stattdessen sollen die seit November streikenden Sachsen offenbar eingeschüchtert werden.
"Es wurde ein externer Wachdienst engagiert, der mit Hunden am Zaun patrouilliert, es gab juristische Angriffe und den Einsatz von Streikbrechern", berichtet Hecker.
Die Espenhainer Recycler lassen sich aber nicht einschüchtern. Rund 75 Prozent der Belegschaft seien noch am Ausstand beteiligt, schätzt Betriebsrätin Kroll. Die unbearbeiteten Schrottberge auf dem Gelände würden immer größer.
Während sich der Mutterkonzern auf Anfrage nicht äußerte, teilte die Geschäftsleitung der Scholz GmbH der Deutschen Presseagentur mit, dass das Unternehmen "nicht Gegenstand einer Tarifauseinandersetzung" sei, da die Frage eines Tarifabschlusses "nicht zur Debatte" stehe.
Das Unternehmen verwies darauf, im August eine Entgelterhöhung von 7 bis 8,5 Prozent angeboten zu haben, die von der IG Metall abgelehnt wurde.
Titelfoto: Silvio Bürger