Sachsen vergreist langsam: So wird das zum Problem!
Kamenz - Am heutigen 3. April wird international der Tag der älteren Generation begangen. Der Aktionstag rückt die Bedürfnisse betagter Menschen in den Fokus und mahnt hierzulande zu handeln. Denn: Sachsen zählt in Deutschland zu den Bundesländern mit der ältesten Bevölkerung.
2022 war Sachsen-Anhalt das Land mit dem höchsten Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland (47,9 Jahre). Sachsen (46,8 Jahre) lag auf Platz 12 dieser Statistik und daran ändert sich bis 2070 laut amtlichen Bevölkerungsvorausberechnungen nichts wesentlich. Sachsen fehlt es schlicht an Kindern, Nachwuchs.
Im Freistaat ist gegenwärtig jede vierte Person (insgesamt 1.088.268 Menschen) 65 Jahre und älter. Diese ältere Generation wird von Frauen dominiert.
Ende 2022 lag deren Anteil bei 57 Prozent in dieser Altersgruppe.
Ihre Überzahl (insgesamt plus 155.524 Personen) ist auf die höhere Lebenserwartung von Frauen zurückzuführen. Aktuell liegt diese bei Frauen im Alter von 65 Jahren bei 86 Jahren, während gleichaltrige Männer statistisch gesehen vier Jahre weniger leben.
Die Lebenserfahrenen prägen die Gesellschaft: Besonders sichtbar ist das in Klingenthal, Bad Elster sowie Oybin und Johnsdorf. So hoch wie dort liegt nirgendwo in Sachsen der Anteil der Menschen Ü65 an der Bevölkerung (zwischen 38,2 Prozent und 37,6 Prozent).
Sachsen: Viele Altersabgänge können nicht kompensiert werden
Von den rund 840.000 Personen, die im Jahr 2022 in Krankenhäusern behandelten worden, waren über die Hälfte 65 Jahre und älter. Als Hauptdiagnosen erfasste man bei ihnen vor allem Kreislauferkrankungen und Tumore.
Das Altern der Bevölkerung verändert den Arbeitsmarkt: "Bis 2032 verliert Sachsen 124.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter", sagt Sachsens BA-Chef Klaus-Peter Hansen (61).
Die Kreise Erzgebirge, Vogtland und Görlitz trifft es dabei besonders hart. Dort gehen in der Zeit jeweils 13 Prozent der Erwerbstätigen in Ruhestand.
Diese Altersabgänge können nicht kompensiert werden. Selbst wenn immer mehr Senioren "jobben".
Die Sachsen "machen" zu wenige Kinder
Steigen wenigstens die Geburtenzahlen in Sachsen? Nein! Der Klapperstorch flog 2022 noch weniger umher als zuvor.
Insgesamt 29.331 Babys erblickten hierzulande das Licht der Welt - 3217 weniger als im Jahr davor.
Statistisch betrachtet bringt eine Frau in Sachsen heute 1,4 Kinder zur Welt. Die Geburtenhochburgen im Freistaat heißen Leipzig und Dresden. Die jüngste Bevölkerung haben die Kommunen Ralbitz-Rosenthal, Nebelschütz (beide Oberlausitz) sowie Leipzig.
Woher kommt die Null-Bock-Stimmung auf Familie mit Kind? Die Psychologin und Forscherin Juliane Burghardt (40) untersucht, warum weltweit immer weniger im Bett los ist. Sie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass der Verzicht auf Alkohol sowie extensive Handynutzung Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben.
Andere Sozialforscher vertreten die Meinung, dass die Krisenstimmung und Wohlstands-Ängste für die Geburtenrückgänge in der (gesamten) westlichen Welt verantwortlich sind.
Titelfoto: dpa/Patrick Pleul