Wer ist reif fürs Welterbe? Diese drei sächsischen Kandidaten machen sich Hoffnungen
Vogtland/Görlitz/Meißen - Ein UNESCO-Welterbe-Titel ist nicht nur als ultimative Wertschätzung begehrt, sondern auch, weil er Touristen anlockt. Weil dem Dresdner Elbtal dieser Titel einst aberkannt wurde, gibt es in Sachsen nurmehr zwei Titelträger: den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau und die Montanregion Erzgebirge. Jetzt buhlen drei neue Projekte um die Nominierung für die Kultusministerkonferenz im Herbst. Zwei davon darf Sachsen vorschlagen. Abgabeschluss für die Tentativliste (Anmeldeliste) ist der 30. April.
Gleich mit zwei Brücken bewirbt sich das Vogtland um den Titel. "Die Göltzschtalbrücke mit ihren 98 Bögen ist die größte, die Elstertalbrücke die zweitgrößte Ziegelstein-Brücke der Welt", sagt Dirk Postler, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters in Reichenbach.
"Für Einheimische ist die Göltzschtalbrücke mit ihren 26.021.000 Ziegelsteinen längst das achte Weltwunder." Jetzt soll sie gemeinsam mit ihrer kleineren Schwester (12.323.000 Ziegel) auch weltbekannt werden.
"Beide Brücken wurden zusammen geplant und am 15. Juli 1851 gleichzeitig eingeweiht", sagt Postler. "Erkenntnisse vom Bau der großen Brücke wurden auf die Konstruktion der Elstertalbrücke übertragen", hat Rolf Höhmann (70) vom Büro für Industriearchäologie in Darmstadt herausgefunden.
Er wurde nach einer Ausschreibung mit der Ausarbeitung der Bewerbungsunterlagen beauftragt, hat 2019 schon das Wassermanagement-System von Augsburg zur Welterbe-Stätte gemacht.
Postler: "Dafür wurden 49.355,25 Euro investiert."
Görlitz bewirbt sich nach 2014 erneut und hat sein Konzept erweitert
Görlitz bewarb sich schon einmal 2014 mit seinen berühmten "Hallenhäusern an der VIA REGIA".
"Jetzt haben wir das Konzept erweitert, wollen den Wandel des zentraleuropäischen Handelssystems vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit aufzeigen", erklärt Dr. Michael Wieler (57), Görlitzer Bürgermeister für Bauen und Stadtentwicklung.
Damit rücken neben den Kaufmannshäusern auch Lagergebäude, das Waidhaus und damit quasi das gesamte Ensemble der Görlitzer Kernaltstadt in den Fokus.
Die Idee stammt ausgerechnet von der Jury. Wieler: "Sie bescheinigte uns 2014, dass in der Präsentation der Hallenhäuser noch viel mehr Potenzial steckt. Genau das haben wir erforscht."
Als Berater wurde der englische Welterbe-Experte Barry Gamble aus Southampton engagiert, der schon Bewerber von Kanada bis Japan unterstützte.
Wieler: "Bislang ist ein mittlerer sechsstelliger Betrag in die Bewerbung geflossen."
Meißen nimmt nach der erfolglosen Bewerbung 2012 einen zweiten Anlauf
Für einen zweiten Anlauf hat sich auch Meißen entschlossen, bewirbt sich mit der Albrechtsburg - der "Wiege Sachsens" - und der Porzellan-Manufaktur Meissen sowie der Porzellan-Stiftung.
Inzwischen wird offen zugegeben, dass die erste Bewerbung 2012 nicht gut genug gewesen war und man es deshalb nicht einmal auf die sächsische Kandidatenliste schaffte.
Auch der damalige Manufaktur-Chef Christian Kurtzke unterstützte die Bewerbung nicht.
Was diesmal besser gemacht werden soll, will die Stadt erst am 12. April bei der Veröffentlichung des Konzeptes verraten.
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