"Sachsen-Monitor": Jeder Dritte hält Deutschland eher für eine Diktatur

Dresden - Das Vertrauen der Sachsen in die Politik und Institutionen schwindet. Verschwörungstheorien haben Konjunktur und eine Mehrheit der Menschen sieht für sich trübe Aufstiegschancen: Die Befunde vom am Dienstag vorgestellten "Sachsen-Monitor 2023" sind ambivalent, stimmen nachdenklich. Die Politik ist alarmiert.

Was geht wirklich in den Menschen in Sachsen vor? Mehr als 2000 Bürger wurden im "Sachsen-Monitor" befragt.
Was geht wirklich in den Menschen in Sachsen vor? Mehr als 2000 Bürger wurden im "Sachsen-Monitor" befragt.  © Eric Münch

Der "Sachsen-Monitor" ist eine repräsentative Umfrage, die seit 2016 regelmäßig die Einstellungen der Menschen im Freistaat abfragt.

Im Vergleich zur letzten Umfrage vor zwei Jahren verschlechterte sich die Stimmung deutlich. Dabei ist die Jugend grundsätzlich aber hoffnungsvoller gestimmt als die Altersgruppen über  45 Jahre.

Einzelne Umfrageergebnisse: 63 % der Befragten blicken eher optimistisch in ihre persönliche Zukunft.

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Bezogen auf Sachsen sinkt der Wert (55 %). 60 Prozent (+5 gegenüber dem letzten "Sachsen-Monitor") fühlen sich als Bürger zweiter Klasse.

Fast ebenso viele (58 %) schätzen ihre Aufstiegschancen eher schlecht oder sehr schlecht (+7) ein.

Trotzdem: Die Zukunft der eignen Kinder schätzen 70 % "eher gut bis sehr gut" ein. Ebenso die wirtschaftliche Lage. Als wichtigstes Problem wird von 25 % die Asylpolitik benannt (+21).

In der Umfrage wollten die Interviewer auch wissen, was Sachsen für das dringlichste Problem im Freistaat halten.
In der Umfrage wollten die Interviewer auch wissen, was Sachsen für das dringlichste Problem im Freistaat halten.  © Screenshot Dimap
Bildungspolitik im Fokus. Die Zukunft der eignen Kinder schätzen 70 Prozent "eher gut bis sehr gut" ein.
Bildungspolitik im Fokus. Die Zukunft der eignen Kinder schätzen 70 Prozent "eher gut bis sehr gut" ein.  © picture alliance/dpa/KEYSTONE
Viele Sachsen gaben an, Angst vor Überfremdung zu haben.
Viele Sachsen gaben an, Angst vor Überfremdung zu haben.  © DPA / Sebastian Willnow

Enormer Vertrauensverlust für die Bundesregierung

Das Vertrauen in die Politik schwindet. Laut Umfrage halten 43  Prozent Politiker für "Marionetten der dahinterstehenden Mächte".
Das Vertrauen in die Politik schwindet. Laut Umfrage halten 43  Prozent Politiker für "Marionetten der dahinterstehenden Mächte".  © DPA / Robert Michael

83 Prozent halten die Demokratie für eine gute Regierungsform.

Für ein Drittel der Befragten gleicht Deutschland inzwischen aber mehr einer Diktatur als einer Demokratie.

Den größten Vertrauensverlust muss die Bundesregierung hinnehmen, der gerade mal noch 18 Prozent der Befragten vertrauen (-21 Prozentpunkte). Die Angst vor Überfremdung ist die größte aktuelle Sorge (25 %).

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Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) nimmt die Umfrage sehr ernst.


33 Prozent halten das Land eher für eine Diktatur, denn eine Demokratie.
33 Prozent halten das Land eher für eine Diktatur, denn eine Demokratie.  © Screenshot Dimap

Er warnt vor Kräften, die die Demokratie zerstören:

"Wir müssen Wunden heilen, mit einer Politik des gesunden Menschenverstandes." Staatskanzleichef Oliver Schenk (55, CDU) sagt: "Die Sachsen äußern sich klar und deutlich: Sie wollen einen stärkeren Staat, der die Demokratie schützt und die Wirtschaft voranbringt sowie Arbeitsplätze schafft."

Auftraggeber vom "Sachsen-Monitor" war die Staatskanzlei, die von Oliver Schenk (55, CDU) geleitet wird.
Auftraggeber vom "Sachsen-Monitor" war die Staatskanzlei, die von Oliver Schenk (55, CDU) geleitet wird.  © Steffen Füssel
Katja Meier (44, Grüne) ist Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung.
Katja Meier (44, Grüne) ist Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung.  © Petra Hornig

Die für Demokratie zuständige Justizministerin Katja Meier (44, Grüne) erklärt: "Wir müssen die Zivilgesellschaft noch deutlicher stärken, staatliche Institutionen effektiv vor Verfassungsfeinden schützen und als Politik gemeinsam deutlich machen: Eine Zusammenarbeit mit Verfassungsfeinden darf es von der Kommunal- bis zur Bundesebene nicht geben.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Screenshot dimap

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