Von Jörg Schurig
Dresden - Sachsen steht angesichts einer schwierigen finanziellen Lage in den kommenden Jahren ein Personalabbau bevor. Wie viele der aktuell rund 96.000 Beschäftigten in der Verwaltung des Freistaates am Ende übrig bleiben, vermag Finanzminister Christian Piwarz (49, CDU) nicht zu sagen.
"Wir werden uns aber auf einen Personalabbaupfad begeben müssen. Das hängt auch mit der demografischen Entwicklung sowie der Arbeits- und Fachkräftesituation zusammen. Natürlich haben wir als öffentlicher Dienstleister eine Vorbildfunktion", sagte Piwarz der Deutschen Presse-Agentur.
Ursprünglich hatte Sachsen die Zahl der Landesdiener bis zum Jahr 2020 auf 70.000 reduzieren wollen. Doch später wuchs der Personalbestand im Freistaat immer weiter an, was nicht zuletzt beim Landesrechnungshof auf Kritik stieß.
Von konkreten Zielzahlen hält Piwarz nichts. Sie könnten aktuelle Entwicklungen nur schwer abbilden, sagte er und brachte als Beispiel die Zahl der Lehrkräfte. "Als die Zielmarke von 70.000 im Jahr 2009 das erste Mal auftauchte, hatten wir in Sachsen rund 27.000 Lehrer gebraucht. Heute sind es 35.000 und es reicht immer noch nicht für eine komplette Unterrichtsversorgung."
Deshalb könne der Personalabbau nicht mit starren Vorgaben erfolgen.
2025 rund 600 Millionen Euro mehr für Personal
"Wir brauchen zunächst in jedem Ressort eine Aufgabenkritik. Wir müssen uns die Frage stellen, was wir als Staat an Aufgaben leisten können und wie viel Personal wir dafür brauchen", erklärte der Minister. Mit Blick auf die technische Entwicklung gehe es auch um die Frage, was man durch Digitalisierung und Automatisierung künftig an Personal ersetzen kann.
Schon bei den Planungen für den aktuellen Doppelhaushalt 2025/2026 nimmt Sachsen Einsparungen im Personal vor - ohne Mitarbeiter zu entlassen. Die sogenannte globale Minderausgabe von insgesamt rund 700 Millionen Euro pro Jahr erfolgt, indem die Hälfte der momentan 7000 freien Stellen in der Verwaltung nicht wieder besetzt werden. Das bringt pro Jahr eine Einsparung von rund 250 Millionen Euro.
Ein Umstand bereitet Piwarz große Sorgen. Durch die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst muss Sachsen allein in diesem Jahr rund 600 Millionen Euro mehr für Personal ausgeben.
Der Finanzminister spricht von einer dramatischen Situation und einer drohenden Überlastung. Man habe zwar in Erwartung von Tarifsteigerungen eine gewisse Vorsorge getroffen.
Piwarz ist fassungslos über Forderungen der Gewerkschaften
Doch die Forderungen der Gewerkschaften - eine Erhöhung um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro pro Monat, bei drei zusätzlichen freien Tagen - mache ihn fassungslos, sagte Piwarz.
"Das ist völlig illusorisch und aus meiner Sicht auch aus der Zeit gefallen. Ich kann nur an die Gewerkschaften appellieren, auf die jetzige Situation mit Augenmaß zu reagieren", betonte Piwarz. Man sei auf eine gut funktionierende Verwaltung mit Fachleuten angewiesen.
Doch wenn Tarifsteigerungen so weitergehen würden, könne man sich einen Teil des öffentlichen Dienstes schlichtweg nicht mehr leisten.