Sachsen gab vor 250 Jahren das erste Papiergeld heraus

Dresden - Wer hat's erfunden? Nicht nur bei Mundwasser, Filtertüten oder BHs hatten die Sachsen die Nase vorn. Kaum bekannt, aber umso bedeutender war ein bahnbrechendes Experiment vor 250 Jahren: So gab der sächsische Hof 1772 das erste deutsche Papiergeld heraus, revolutionierte damit das Finanzsystem. Der älteste Geldschein blieb sogar bis heute erhalten!

Der wissenschaftliche Assistent Jan-Erik Becker (50) zeigt Deutschlands ältesten Papiergeldschein, der im Münzkabinett ausgestellt ist.
Der wissenschaftliche Assistent Jan-Erik Becker (50) zeigt Deutschlands ältesten Papiergeldschein, der im Münzkabinett ausgestellt ist.  © Ove Landgraf

Nach Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 lag Sachsens Wirtschaft am Boden. Die Staatsverschuldung riesig, Städte geplündert, das Volk ausgeblutet. Hungersnöte verteuerten Lebensmittel, verschärften die Geldknappheit. Gezahlt wurde damals mit "klingenden Münzen", die vornehmlich mit Silber kostenintensiv geprägt wurden.

Um die Krise zu überwinden und die Wirtschaft anzukurbeln, gab Sachsen unter Kurfürst Friedrich August dem Gerechten (1750-1827) am 1. Oktober 1772 die "kurfürstlich sächsischen Kassenbillets" heraus – trotz Scheiterns früherer Papiergeld-Versuche in anderen Ländern wie Schweden oder Frankreich, die zu Staatsbankrotten geführt hatten!

Die Scheine im Nennwert von einem bis zehn Talern wurden in der Dresdner Hofdruckerei gefertigt, entsprachen insgesamt 1,5 Millionen Talern. Alle 783.750 Scheine wurden von Hof-Beamten unterschrieben.

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Ein Taler entsprach etwa dem Wochenlohn eines Handarbeiters.

Der erste seiner Art: Der "kurfürstlich sächsische Kassenbillet" im Wert eines Reichstalers ist mit seiner Druckausgabe-Nummer "1" beschriftet.
Der erste seiner Art: Der "kurfürstlich sächsische Kassenbillet" im Wert eines Reichstalers ist mit seiner Druckausgabe-Nummer "1" beschriftet.  © Nora Henneck

Papierverschleiß und Fälschungen führten zu Problemen

Der Geld-Schatz kann im Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen im Residenzschloss besichtigt werden.
Der Geld-Schatz kann im Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen im Residenzschloss besichtigt werden.  © Ove Landgraf

"Das Papiergeld wurde vorrangig von Kaufleuten genutzt, erleichterte den Handel enorm. Sie mussten nicht mehr kiloweise Silber mit sich schleppen, auch der Druck kostete den Staat weniger als die Prägung von Münzgeld", sagt Jan-Erik Becker (50), wissenschaftlicher Assistent im Münzkabinett.

Der Umtausch der Scheine in Münzen war zwar möglich, kostete aber Gebühr, woran der Staat verdiente. Neue Scheine wurden zunächst nur gedruckt, um alte zu ersetzen, damit blieb das Geld auch wertstabil. "So setzte sich das sächsische Papiergeld auch in der Bevölkerung durch und nahm eine Vorreiterrolle für Deutschland und Europa ein", sagt Becker.

Erst 1804 wurden wegen des Papierverschleißes und Problemen mit Geld-Fälschern neue Kassenbillets herausgegeben, 1871 durch die Reichsmark abgelöst.

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Der erste gedruckte Papiergeldschein überstand die Jahrhunderte, liegt heute öffentlich ausgestellt im Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Titelfoto: Fotomontage: Ove Landgraf

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