Sachsen entdecken: Hier gibt es die DDR im Museum!
Schwepnitz - Verklärt, verkannt, vergessen - an der DDR reiben sich noch immer die Gemüter. Ganze Bibliotheken sind inzwischen über das kleine Land geschrieben, das sich selbst gern - wie der Volksmund höhnte - als "die größte DDR der Welt" sah. Eher praktisch denn theoretisch nähern sich die vielen kleinen und großen DDR-Museen dem Komplex. In Schwepnitz in der Westlausitz befindet sich ein besonders schräges Exemplar.
Schon der Eingangsbereich ist ungewöhnlich: Ein Autofriedhof bildet das Entree zum zweistöckigen Plattenbau im Gewerbegebiet von Schwepnitz, gut 40 Kilometer von Dresden entfernt. Neben aufgeweichten Kugeltrabis rosten Skoda und Moskwitsch.
Nix da mit Ostalgie! Der Friedhof wie die Ausstellung und das DDR-Kaufhaus bilden die Vergänglichkeit ab, der die Dinge unterliegen. Und sei es eben ein ganzes Land namens DDR.
"Wir haben jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet", sagt Betreiber Uwe Jähnig (58). Der pensionierte Elektriker war bereits zu DDR-Zeiten hier tätig, als das Gebäude noch zum örtlichen Glaswerk gehörte und Labors, Rechenzentrum sowie Büros beherbergte.
Auch von dieser Geschichte erzählt eine Miniaturausstellung. Zunächst aber geht es im Erdgeschoss durch unzählige Räume voller Regale. Das Kaufhaus. Sortiert nach Produkten finden sich hier Tausende Kameras, Radios, Lampen und Geschirrsets aus Ostproduktion.
Es gibt eine Abteilung für Schulbücher von einst, eine für Kassetten, eine für Schallplatten.
Viele bekannte DDR-Produkte, die der ein oder andere noch kennen dürfte, warten auf die Besucher
"Fotoapparate gehen leider gar nicht mehr, auch nicht die Kassettenrekorder; wieder gefragt sind allerdings Schallplattenspieler", sagt Jähnig und deutet auf ein schwarz-weißes Exemplar aus den 1980ern, das dem Design seiner Westgeschwister in nichts nachsteht. Selbst klobige Fernseher aus den 1950ern hat der Sammler im Angebot.
In der ersten Etage dann das nicht gerade kleine Museum. Jähnig hat es nach Themen geordnet: Da gibt es Puppenstubenzimmer, Fahrradzimmer, Küchenzimmer (mit echten Eschebach-Küchen aus Radeberg). Eine Nische widmet sich den alkoholischen Getränken in der DDR: Ob nun eine früher heiß begehrte Flasche Radeberger Bier in Originalabfüllung oder ein echtes altes Wernesgrüner, ob "Kumpeltod", "Blauer Würger" oder Sambalita - ein jeder Tropfen hier ist noch aus den Zeiten vor dem Mauerfall. Im Musikzimmer steht die unverwüstliche Vermona-Orgel.
Das Orangene Zimmer zeigt Produktorgien in Orange, darunter Föns und Eisbecher.
Im russischen Zimmer finden sich Ausrüstungsgegenstände der einfachen sowjetischen Soldaten, die jahrzehntelang in der benachbarten Königsbrücker Heide stationiert waren. Aber auch alte Munitionsreste wie Granaten.
Ganz am Ende des Ganges dann ein Lichtblick: Jähnig hat ein Zimmer voller DDR-Brettspiele ausgestattet. Diese und vieles andere harrt neuer Nutzer.
Denn, so Jähnig: "Ich muss dringend ausmisten."
Es gibt immer was zu entdecken im DDR-Museum Schweppnitz
In Sachsen warten noch mehr DDR-Museen
Die DDR: Ein Fall fürs Museum?
In der Region Dresden sind dies das gleichnamige Haus in Pirna (ddr-museum-pirna.de, 03501/774842).
In Dresden ist das ehemalige DDR-Museum aus Radebeul gelandet. Sein neues Domizil befindet sich im "Simmel-Center" am Albertplatz ("Die Welt der DDR", 0351/56340888).
Das "DDR-Museum-Vogtland" in Eichigt am "Landgasthof Süßebach" hat sich vor allem auf Fahrzeuge spezialisiert, darunter Traktoren (037430/63 705).
Eine ähnlich große Auswahl an DDR-KfZ bieten das "Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz" in der Chemnitzer Hochgarage (0371/260 11 96), das Zwickauer "August Horch Museum" (0375/27173812) und das Verkehrsmuseum in Dresden (0351/86440).
DDR-Museen gibt es in Sachsen also einige.
Titelfoto: Montage: Thomas Türpe,