Heiße Diskussion in Sachsen: Frauentag bald Feiertag für alle?
Dresden - Alle Jahre wieder: Zum Internationalen Frauentag am 8. März überschlagen sich die Forderungen nach mehr Gleichberechtigung, gleicher Bezahlung und Frauenquoten. Aktuell ist der Vorschlag, den Tag in Sachsen zum allgemeinen Feiertag zu machen. Für Frauen. Und für Männer!
Die Forderung kommt vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
"Diesen Tag auch in Sachsen zum Feiertag zu machen, wäre ein wichtiges Signal der gesamten Gesellschaft für die Wertschätzung und Gleichstellung von Frauen", sagte die sächsische DGB-Vizechefin Daniela Kolbe (43).
Der DGB fährt am Mittwoch parallel zu den Warnstreiks im Öffentlichen Dienst die Kampagne "Ein Frauentag für alle".
Frauentag als gesetzlicher Feiertag? Keine Mehrheiten im Landtag
In Mecklenburg-Vorpommern ist der Frauentag seit diesem Jahr gesetzlicher Feiertag, in Berlin bereits seit 2019.
Dass man in Sachsen nachzieht, können sich auch SPD und Linke vorstellen. Ob ein entsprechender Antrag im Landtag eine Chance hätte, ist jedoch wenig wahrscheinlich.
Ein Ja zu dem Vorschlag gibt es dort von den Grünen: "Wir Bündnisgrüne unterstützen die Forderung", so Lucie Hammecke (26), gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion.
Ein Nein kommt von AfD-Fraktions-Chef Jörg Urban (59).
Die sächsischen Frauen benötigten zwar tatsächlich Unterstützung, ein Feiertag helfe aber nicht, so der Tenor.
Überflüssig ist der Vorschlag für die CDU: "Wir lehnen diese Idee ab", lässt Fraktions-Chef Christian Hartmann (47) auf TAG24-Anfrage ausrichten.
An dieser Haltung dürfte sich auch das Brainstorming am 20. März auf dem Flughafen Dresden unter dem Titel "Denkfabrik Sachsen - Wir machen Zukunft" nichts ändern.
Kommentar zum Frauentag: Blöde Idee
Der Internationale Frauentag soll in Sachsen allgemeiner Feiertag werden. So will es der DGB Sachsen, und so wollen es zumindest Teile von SPD und Linken.
Wäre das nicht ein wichtiges Signal der gesamten Gesellschaft für die Wertschätzung von Frauen?
Gegenfrage: Haben wir dazu nicht schon den Muttertag? Nein, Schluss mit lustig. Scherz beiseite: Ein Signal wäre der "Frauenfeiertag" sicher.
Aber mit dieser Symbolik wäre die Wirkung auch schon verpufft - und für die Frauen rein gar nichts gewonnen. Die Männer würden sich am Frauenfeiertag einfach wieder hinlegen oder gar nicht erst aufstehen - und die Frauen die Hausarbeit machen (die Kinder machen sie ja schon am Muttertag).
Gleichstellung der Frau funktioniert nur durch die Gleichstellung der Frau: gleiche und angemessene Bezahlung für gleiche Arbeit, Anerkennung der Erziehungs- und Pflegearbeit von Kindern und Verwandten, und damit auch de facto die Anerkennung der Doppelbelastung vieler berufstätiger Frauen - und, und, und ...
Ob dazu eine grundsätzliche Haltungsänderung nicht nur bei Männern, sondern auch bei vielen Frauen, die vielfach aus einem patriarchalischen Blickwinkel heraus erzogen wurden, genügt oder ob der Vorzeichenwechsel gesetzlich verordnet werden müsste - darüber lässt sich trefflich streiten.
Titelfoto: Montage: Christian Juppe, Steffen Füssel, IMAGO/Lopolo