Sachse lagerte Leiche in der Badewanne: Sohn kassiert Rente der toten Mutter weiter

Chemnitz/Freiberg - Es ist eine bizarre Angelegenheit, die selbst Juristen Kopfzerbrechen bereitet: Vor dem Landgericht Chemnitz wird am heutigen Dienstag der Fall eines Mannes aus Freiberg verhandelt, der den Tod seiner Mutter verschwieg und stattdessen ihre Renten weiter kassierte. Die Leiche lag währenddessen verpackt in der Wohnung.

Rechtsanwalt Gerhard Rahn (50).
Rechtsanwalt Gerhard Rahn (50).  © Steffen Füssel

"Die Anklage wirft meinem Mandanten gewerbsmäßigen Betrug durch Unterlassen in drei tateinheitlichen Fällen vor", sagt der Dresdner Rechtsanwalt Gerhard Rahn.

Der 50-Jährige vertritt den beschuldigten Oliver H. (55). In der ersten Instanz vor dem Amtsgericht Freiberg hatte Rahn seinen Mandanten herausboxen können - Freispruch!

Denn das Gericht folgte seiner Argumentation, wonach es keine Anzeigepflicht für einen Todesfall gibt. "Und er war auch nicht zur Kontaktaufnahme mit den drei Rentenversicherungsträgern verpflichtet. Schließlich bestand das Versicherungsverhältnis zwischen der Mutter und den Versicherern, nicht aber mit ihm", so der Anwalt.

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Da gebe es vonseiten des Gesetzgebers wohl eine "Regelungslücke". Darum, so Rahn, ging die Staatsanwaltschaft in Berufung. "Die wollen so einen Fall mal ausgeurteilt haben", vermutet er.

Am Dienstagmittag findet vor dem Landgericht Chemnitz die Berufungsverhandlung statt.
Am Dienstagmittag findet vor dem Landgericht Chemnitz die Berufungsverhandlung statt.  © Kristin Schmidt
Wochenlang lagerte der Freiberger seine tote Mutter in der Badewanne. (Symbolbild)
Wochenlang lagerte der Freiberger seine tote Mutter in der Badewanne. (Symbolbild)  © 123RF

Unappetitlich bleibt die Sache: Oliver H. lagerte seine im November 2019 verstorbene Mama in der Badewanne - luftdicht verpackt in Folie. Letztlich vertraute er sich aber Anfang 2020 Personal des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes an.

Titelfoto: 123RF

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