Richtkrone überm Blockhaus: Größte Kulturbaustelle Sachsens
Dresden - Eine Richtkrone ohne Richtfest: In der Landeshauptstadt ist der Rohbau der Blockhaussanierung fertiggestellt. Nun beginnt der Innenausbau, teilte Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (58, CDU) bei einem Rundgang mit. Er kündigte die Eröffnung für spätes Frühjahr/Frühsommer 2023 an. Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (56, CDU) wollte sich auf keinen genauen Termin festlegen.
Fest stehen aber diese Eckdaten: Es wird ein Softopening geben. Pro Jahr sind zwei große Sonderausstellungen geplant, sagte Marion Ackermann (57), Chefin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) als künftige Eigentümer. So ist im Abschnitt Herbst/Winter einen Herbstsalon geplant, im Frühjahr/Sommer dann sollen immer Möglichkeiten angeboten werden, bei denen Interessierte vor dem Haus an der Augustusbrücke gemeinsam Schach spielen.
Darüber hinaus kündigte Ackermann neben der normalen Tagesöffnungszeit die künftige Öffnung auch in den Abendstunden an. Zudem soll es gespiegelte Ausstellungen mit Partnermuseen geben. Meint: Eröffnet im Blockhaus eine Schau, gibt es irgendwo anders auf der Welt ein Pendant.
Der Umbau des Blockhauses zum "Archiv der Avantgarden" kostet insgesamt 28 Millionen Euro, wovon drei Millionen für den Flutschutz gedacht sind. Das historische Haus war im Jahr 2013 schwer von der Elbeflut geschädigt worden.
Betonquader schwebt scheinbar unter der Decke
"Das Blockhaus ist Sachsens größte Kulturinvestition", betonten Klepsch und Vorjohann. Der fertige Bau werde ein (weiterer) wichtiger touristischer Ort in Dresden sein. Die Minister bezeichneten die moderne Innenarchitektur als "sehr spektakuläres Ambiente".
Gemeint sind vor allem ein nahezu frei schwebender Betonwürfel unter der Decke des Hauses, in dem einmal das Archiv untergebracht ist, aber auch eine steil geschwungene spektakuläre Wendeltreppe aus Beton. Ins von außen zugängliche Erdgeschoss soll einmal ein Café einziehen, das den Plänen zufolge auch Terrassenplätze mit Blick auf die historische Stadtsilhouette bietet. Ackermann sprach von einem komplexen und komplizierten Bau.
Namensgeber des "Archivs der Avantgarden" ist eine Schenkung für den Freistaat des Sammlers Egidio Marzona (78) von Ende 2016. Dazu gehören Möbel, Zeichnungen, Plastiken, Plakate, Architekturpläne und vieles mehr.
Archivsichtung dauert noch viele Jahre
Momentan ist das Archiv im Japanischen Palais untergebracht. Die Übernahme des Archivs bescherte den SKD nicht nur Freude. Der Landesrechnungshof zum Beispiel hat bereits von einer bislang unsortierten Fülle gesprochen, die SKD hätten "die Katze im Sack" erworben.
Tatsächlich sollen bis 2023 erst 25 Prozent des Archivs überhaupt erst erfasst sein, räumte Ackermann beim Rundgang auf Nachfrage ein. Richtig gesichtet und katalogisiert soll alles in zehn Jahren sein.
Das traditionelle Richtfest für die Bauarbeiter übrigens soll aus Coronaschutzgründen in kleinem Rahmen nachgeholt werden.
Titelfoto: Montage: Eric Münch