Rettungs-Primus: Elblandklinik macht, was der Gesundheitsminister erst fordert
Riesa - Immer mehr Notfallpatienten und fehlendes Personal bringen das deutsche Rettungswesen an seine Grenzen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) ließ nun ein Rettungskonzept für die Notdienste erarbeiten. Die Tinte dafür ist noch nicht trocken, da gibt es einen Primus, der die Forderungen längst umsetzt: das Elblandklinikum in Riesa.
Eine zentrale Forderung von Lauterbachs Experten ist die Einrichtung von "Integrierten Notfallzentren".
Sie sollen die bisherigen Ambulanzen um Kassenarzt-Praxen und eine zentrale Entscheidungsstelle erweitern. Patienten werden dort aufgeteilt: Husten, Schnupfen, Heiserkeit etwa melden sich in einer Stations-Praxis, schwerere Fälle bleiben in der Notaufnahme.
Das Riesaer Krankenhaus hat das längst eingeführt. Die Notaufnahme arbeitet bereits seit zwei Jahren mit dem Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eng zusammen.
Selbsteinweiser, im Schwesternjargon "Läufer" genannt, werden an der Anmeldung ersteingeschätzt, Eingelieferte aus dem Krankenwagen landen direkt im Triage-Raum.
Beide Patienten kategorisieren die Schwestern dann nach dem Ampel-Prinzip: grün kann warten, gelb wird binnen zehn Minuten behandelt, rot sofort in den Schockraum verlegt.
Während Letztere ein Fall für den Notarzt sind, könnten grün und gelb oft auch von "normalen" Ärzten versorgt werden.
Was von Lauterbach gefordert wird, wird im Elblandklinikum Riesa schon längst umgesetzt
Durch das Notfall-Konzept wird die Notaufnahme entlastet und akute Fälle effektiv behandelt
Laut Expertenkommission wurden allein 2019 bundesweit 14,9 Millionen Notfälle auf Station versorgt, 30 Prozent mehr noch als 2009.
Die Mehrbelastung zerrt an den (Fach)Kräften. "Die meisten Ärzte bleiben höchstens eins, zwei Jahre", so Peter Zeidler (66), Verwaltungsdirektor am Riesaer Elblandklinikum.
"Durch die KV-Praxen wird die Rettungsstelle entlastet, weil wir durchaus viele Nicht-Notfallpatienten haben. Ein Riesenvorteil", freut sich deshalb seine Stationsärztin Dr. Anja Röhrborn (39).
Wenn die Praxen denn besetzt sind: Aktuell wird nur mittwochs und freitags 15 bis 20 Uhr sowie 9 bis 19 Uhr an Wochenenden und Feiertagen unterstützt.
Eigentlich schade, wie die leitende Schwester der KV-Praxis findet. "Wir entlasten ja nicht nur die Notaufnahme, sondern haben mehr Zeit für die Patienten, die wir uns auch nehmen", so die 48-Jährige.
Nach Lauterbachs Plänen würden die Ärzte dauerhaft unterstützt. Seifert schmunzelt: "Von mir aus sehr gern."
Titelfoto: Montage: Holm Helis