Rekord-Krankenstand! Warum Sachsens Pflegebranche jetzt selbst zum Pflegefall wird
Leipzig - Noch nie war der Krankenstand in der Pflegebranche so hoch wie im vergangenen Jahr. Das analysierte die Barmer Krankenkasse in ihrem aktuellen Berufsatlas. Schuld ist die permanente Überlastung der Pfleger und Pflegerinnen. Sachsens Pflegepersonal wird plötzlich zum Pflegefall!
Mehr als fünf Wochen, exakt 37,9 Tage, waren die Beschäftigten in Sachsens Pflege 2023 im Durchschnitt arbeitsunfähig erkrankt. Laut Barmer Berufsatlas ein absoluter Spitzenwert, der 46 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufsgruppen im Freistaat liegt!
"Pflegekräfte arbeiten häufig an der Belastungsgrenze und auch darüber hinaus", nennt Sachsens Barmer-Chefin Monika Welfens (60) die Hauptursache.
Die Auswertung sei ein Warnsignal an die Politik, alle Beteiligten müssten wirksame Strategien zur Bewältigung des Alltagsdrucks entwickeln. "Neben besseren Arbeitsbedingungen sind Selbstfürsorge und eine verantwortungsvolle Führung zentrale Schlüsselfaktoren."
Mit im Schnitt 8,7 Krankheitstagen fallen Pflegerinnen und Pfleger der Studie zufolge besonders häufig wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen aus - zumeist wegen Rückenbeschwerden.
Ein Drittel der jungen Pflegekräfte hat bereits über Berufswechsel nachgedacht
Aber auch psychische Erkrankungen schlagen mit durchschnittlich 8,4 Fehltagen häufig zu Buche.
"Hohe Krankenstände können zum Teufelskreis werden, wenn sich die Arbeitslast in krankheitsbedingt verkleinerten Teams auf immer weniger Schultern verteilt. Die dann entstehenden Überlastungen können zu weiteren, längeren Arbeitsunfähigkeiten führen", warnt Welfens.
Durch strukturelle Veränderungen müsse dieser Teufelskreis durchbrochen werden. Gelingt das nicht, droht der Branche ein Exodus.
Laut Barmer-Pflegestudie hat ein Drittel der jungen Pflegekräfte im Alter bis zu 29 Jahren bereits darüber nachgedacht, wegen des enormen Drucks den Beruf aufzugeben.
Titelfoto: Montage: Sebastian Willnow/dpa + Holm Helis