Reh-Massaker in Sachsen: Naturschützer schockiert!

Lichtenberg - Ein schockierender Anblick im Lichtenberger Ortsteil Müdisdorf: Mehrere Rehkadaver wurden auf einem Flurstück an der Müdisdorfer Straße abgelegt und sorgen für Ärger zwischen dem Eigentümer und dem zuständigen Jäger. Der Konflikt schwelt bereits seit Jahren.

Conny Albert (39) vom Naturschutzverband Sachsen zeigt einen Rehkadaver.
Conny Albert (39) vom Naturschutzverband Sachsen zeigt einen Rehkadaver.  © Petra Hornig

Als Conny Albert (39) vom Naturschutzverband Sachsen (NaSa) am Mittwochnachmittag das Gelände des Verbands an der Müdisdorfer Straße inspizierte, traute er seinen Augen kaum: "Plötzlich lagen mehrere ausgenommene Rehkadaver herum", berichtet Albert.

Er geht davon aus, dass die Tiere erst kürzlich verendet sind. "Seit dem 1. Februar gilt die Schonzeit für Rehwild", kritisiert er.

Der Vorfall wurde der Polizei gemeldet, die nun ermittelt. Er vermutet, dass Jäger dahinter stecken.

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Das rund 38 Hektar große Flurstück gehört dem Naturschutzverband. Dieser möchte das Gebiet als Wildrückzugszone nutzen, wo sich die Tiere ungestört aufhalten können. Jedoch ist dieses Gebiet auch Jagdrevier.

Futterautomaten werden auf dem Grundstück von Jägern benutzt, um Rehe anzulocken.
Futterautomaten werden auf dem Grundstück von Jägern benutzt, um Rehe anzulocken.  © Petra Hornig

Ein Jäger kritisiert die unsachgemäße Entsorgung der Tiere

Mehrere Kadaver wurden am Mittwochnachmittag entdeckt. Auch die ausgelösten Wirbelsäulen wurden dort hingeworfen.
Mehrere Kadaver wurden am Mittwochnachmittag entdeckt. Auch die ausgelösten Wirbelsäulen wurden dort hingeworfen.  © privat

Laut dem Sächsischen Jagdgesetz dürfen in solchen Gebieten Jagden durchgeführt werden. Mehrere Jagdstände, Futterautomaten und sogenannte Lecksteine wurden installiert.

"Eine Abstimmung mit uns fand bisher dazu nicht statt", so Tobias Mehnert (63), Vorsitzender des NaSa. Mehrere Anschreiben wurden an die zuständige Jagdgenossenschaft verfasst, bislang ohne Ergebnis.

Auf TAG24-Nachfrage äußerte sich Dietz Drosdek (59), Anwalt des zuständigen Jägers: "Mein Mandant weiß bislang nichts von diesem Vorfall und hat diese Tat nicht begangen." Wer tatsächlich für das Ablegen der Kadaver verantwortlich ist, sollen die laufenden Ermittlungen klären.

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Ein Jäger aus dem Landkreis, der anonym bleiben möchte, kritisiert die unsachgemäße Entsorgung der Tiere: "Moralisch und ethisch ist es verwerflich, so etwas in dieser Menge zu tun", erklärt er. Falls das Fleisch in einer Fleischerei ausgelöst wurde, müssten die Überreste dort ordnungsgemäß entsorgt werden.

Die zuständige Jagdbehörde des Landkreises will sich in den kommenden Tagen zu dem Fall äußern.

Tobias Mehnert (63), Vorstandsvorsitzender des Naturschutzverbandes Sachsen.
Tobias Mehnert (63), Vorstandsvorsitzender des Naturschutzverbandes Sachsen.  © Petra Hornig
Diese Jagdstände wurden auf dem Grundstück des NaSa durch Jäger installiert.
Diese Jagdstände wurden auf dem Grundstück des NaSa durch Jäger installiert.  © Petra Hornig
Ein typischer Jagdstand, aus dem der Jäger aus sicherer Entfernung Wildtiere erlegen kann.
Ein typischer Jagdstand, aus dem der Jäger aus sicherer Entfernung Wildtiere erlegen kann.  © picture-alliance/ ZB

Einfach ekelhaft!

Das Grundstück befindet sich auf der Müdisdorfer Straße, ganz in der Nähe des Naturbades Erzengler-Teich.
Das Grundstück befindet sich auf der Müdisdorfer Straße, ganz in der Nähe des Naturbades Erzengler-Teich.  © Petra Hornig

Kommentar von Sebastian Gogol

Eigentlich hätte es ein friedlicher Anblick sein können: eine verschneite Landschaft nahe Müdisdorf, Ruhe, Natur. Doch stattdessen bleibt mir ein Bild im Kopf, das für Gänsehaut sorgt - ausgenommene Reh-Kadaver, achtlos liegen gelassen! Idylle? Fehlanzeige! Wer tut so etwas?

Eins ist klar: Das hier ist nicht nur ekelhaft, sondern auch moralisch völlig daneben. Einfach tote Tiere in die Gegend zu werfen, ist respektlos - gegenüber der Natur, gegenüber der Jagd und gegenüber jedem, der dieses Grauen zu Gesicht bekommt.

Jäger wissen normalerweise, was sich gehört. Die Jagd hat klare Regeln. Sie dient dem Artenschutz, der Bestandskontrolle und der Fleischgewinnung. Aber Kadaver offen herumliegen zu lassen? Ein absolutes No-Go! Falls die Tiere geschlachtet wurden, gehören die Überreste in die fachgerechte Entsorgung - und nicht einfach irgendwohin geworfen!

Dieser Vorfall wirft viele Fragen auf: Handelte es sich um eine bewusste Provokation? Wollte jemand gezielt für Unruhe sorgen? Oder war es schlicht Fahrlässigkeit?

Die Ermittlungen der Polizei und der Jagdbehörde müssen diese Antworten liefern. Doch eines steht schon jetzt fest: Ein derart respektloser Umgang mit Wildtieren ist nicht zu entschuldigen.

Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig, privat

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