Rechtzeitig vor der Heu-Ernte: Rehkitze mit der Drohne gerettet

Pegau - Obacht, Wurfsaison! Jedes Jahr zwischen Mai und Juni bringen Rehe ihre Jungen zur Welt. Als beliebtes Versteck und als sichere Todesfalle gleichermaßen gilt den Naschern das hohe dichte Gras auf Sachsens Feldern. Mittels moderner Technik konnten Naturschützer nun in letzter Minute einen Zwillingswurf retten.

Per Drohne samt Wärmebildkamera suchen Naturschützer Heike Koschnicke (40, l.) und ihr Ehemann Christian (39) nach Kitzen, um sie vor dem Mähen zu retten.
Per Drohne samt Wärmebildkamera suchen Naturschützer Heike Koschnicke (40, l.) und ihr Ehemann Christian (39) nach Kitzen, um sie vor dem Mähen zu retten.  © Waltraud Grubitzsch

Seit 1999 bestellt der 85-jährige Hobbylandwirt Norbert Kutzner in Pegau (Landkreis Leipzig) 1,2 Hektar Land. Vor ein paar Tagen beobachtete seine gute Bekannte, wie ein Reh in das Feld ging, das zur Heu-Ernte bestimmt war.

"Ich bin gerannt von Pontius bis Pilatus, als ich wusste, die wollen heute mähen", berichtet Cornelia Kowalczewski (63) lachend.

Denn ihre stundenlangen Mühen haben sich gelohnt. Die Maschinen standen am Feldrand so lange still, bis Naturschützer der rund 30 Kilometer entfernten Ökostation Borna-Birkenhain eintrafen.

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"Wir nutzen eine Drohne mit Wärmebildkamera. Damit suche ich das Feld ab und leite die Helfer mit Funkgerät an die bestimmte Stelle", erklärt Christian Koschnicke (39) von der Ökostation.

Gefunden! Die schwarzen Handschuhe wurden vor der ersten Berührung ordentlich mit Gras eingerieben, damit keine menschliche Spur an den Kitzen haften bleibt.
Gefunden! Die schwarzen Handschuhe wurden vor der ersten Berührung ordentlich mit Gras eingerieben, damit keine menschliche Spur an den Kitzen haften bleibt.  © Waltraud Grubitzsch
Cornelia Kowalczewski (63) hatte zuvor beobachtet, wie ein Reh im dichten Gras des Feldes von ihrem guten Freund Norbert Kutzner (85) verschwand. Der ließ 200 Quadratmeter ungemähte Fläche, damit die Rehkitze sich sicher fühlen.
Cornelia Kowalczewski (63) hatte zuvor beobachtet, wie ein Reh im dichten Gras des Feldes von ihrem guten Freund Norbert Kutzner (85) verschwand. Der ließ 200 Quadratmeter ungemähte Fläche, damit die Rehkitze sich sicher fühlen.  © Waltraud Grubitzsch
Nachdem die Zwillings-Kitze entdeckt worden waren, wurden sie in Boxen aufbewahrt.
Nachdem die Zwillings-Kitze entdeckt worden waren, wurden sie in Boxen aufbewahrt.  © Waltraud Grubitzsch

Doppelte Freude: Zwillinge im Feld gefunden

Als das Gras gemäht war, wurden sie an der Stelle ihrer Geburt wieder freigelassen.
Als das Gras gemäht war, wurden sie an der Stelle ihrer Geburt wieder freigelassen.  © Waltraud Grubitzsch

Dieses Mal war die Freude sogar doppelt. Koschnicke fand Zwillinge im Feld: "Die Kitze waren höchstens zwei Tage alt. Weil der Mutterinstinkt der Ricke so früh noch nicht stark ausgeprägt ist, durften sie nicht lange in den Boxen am Feldrand bleiben", berichtet der Kitzretter.

Nachdem die Jungtiere sicher zur Seite geschafft worden waren, begannen die Mäharbeiten. "Um das Versteck der Kitze herum habe ich 200 Quadratmeter Wiese stehen lassen", berichtet Landwirt Kutzner.

Die Öko-Station Borna-Birkenhain wurde vor über 30 Jahren gegründet.

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Allein im vergangenen Jahr verzeichnete Christian Koschnicke eine dreistellige Zahl geretteter Kitze: "Weil die Zwillinge nur kurz in den Boxen waren, gibt es eine fast hundertprozentige Chance, dass die Mutter sie wieder annimmt."

Titelfoto: Montage: Waltraud Grubitzsch

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