Rechtsrapperin lockt hunderte Pandemie-Leugner auf Bautzens Straßen
Bautzen - Herzen als Geste, Hass im Publikum: Am Abend zeigte sich zur "Mahnwache für Frieden, Freiheit, Selbstbestimmung und Souveränität" die Widersprüchlichkeit der Pandemie-Leugner in einer selten so offenen Deutlichkeit. Durch den Auftritt der Rechtsrapperin Ramona "Runa" Naggert (27) zog die Demo fast doppelt so viele Teilnehmer wie an den sonstigen Montagen an.
Keinerlei Faschismus, kein Antisemitismus - das fordert der Auftaktredner auf dem Bautzener Kornmarkt, ansonsten sei egal, ob die Teilnehmer rechts oder links sein. Dafür gab es Applaus, aber auch Grinsen von organisierten Neonazis, die am heutigen Montagabend in noch größerer Zahl als sonst in der Menge vertreten waren, und zum Beispiel mit einem Pullover der Band "Landser" keinen Hehl aus ihrer Gesinnung machten.
Auch der bundesweit bekannte Neonazi Michael Brück (31, "Die Rechte", "Freie Sachsen") zeigten Präsenz.
Zur Mobilisierung beigetragen hat wohl der angekündigte Auftritt von "Runa", die mit ihrem Ehemann Kai "Prototyp" Naggert und André "Primus" Laaf (22) unter Label "Neuer Deutscher Standard" auftreten. Die Gruppe hatte für Aufsehen gesorgt als sie im vergangenen Jahr noch mit Chris "Ares" Zloch (28) Siedlungspläne im Landkreis Bautzen verkündeten.
Zloch stieg aus, der Rest bezog ein ehemaliges Ferienheim in Weifa und war am Abend vollständig auf dem Kornmarkt anzutreffen, interessierte sich dafür besonders für eine kleine Gegenkundgebung.
500 Demonstranten ziehen durch Bautzen
Die rund 500 Versammlungsteilnehmer zogen durch die Stadt, kamen bei der Rückkehr auf dem Kornmarkt auch beim Gegenprotest vorbei. Während in den vorderen Reihen Transparente zum Dialog aufforderten, Frauen mit ihren Kindern Pappherzen an Stäben trugen, grölten im Block dahinter vermummte Neonazis "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen".
Wieder auf dem Markt, arbeitete sich der Redner Veit Gähler an lokalen Medien und dem Kulturbüro Sachsen ab, dem er "Polit-Agitprop" unterstellte.
Anschließend drängten Ordner mithilfe des Veranstalters Pressevertreter aus der Veranstaltung. Erst nach mehrfacher Ansprache der Polizei ließen sie von der Behinderung der Presse ab.
"Runa" beschränkte ihren Auftritt auf ein Lied und eine Rede, die zur Einheit der Pandemie-Leugner aufforderte. Das Publikum quittierte die Rede mit "Widerstand"-Sprechchören.
Die Polizei sicherte die Versammlung mit rund 60 Einsatzkräften ab.
Zwischenfälle wurden bis zum Schluss der Veranstaltung nicht bekannt.
Titelfoto: Montage: Eric Hofmann (3)