Rechtsextreme belagerten sein Dorf: Mittelsachsen-Landrat zieht um
Leubsdorf - Lange fühlte sich Mittelsachsen-Landrat Dirk Neubauer (53, parteilos) in Hohenfichte, einem Ortsteil von Leubsdorf (Landkreis Mittelsachsen), wohl. Doch immer wieder machten Rechtsextreme in dem Dorf Krawall, lauerten ihm sogar vor seinem Wohnhaus auf. Nun traf der 53-Jährige eine schwere Entscheidung - er zog aus Hohenfichte weg.
Dass das Amt als Landrat kein Zuckerschlecken wird, war Neubauer bewusst. Dass er von Rechtsextremen allerdings bis zu seiner Wohnung verfolgt wird - das geht dem Parteilosen zu weit.
Immer wieder riefen die rechtsextremen "Freien Sachsen" zu Kundgebungen in Hohenfichte auf, belagerten sogar im Februar das Wohnhaus des Landrates. Zwei weitere Male kam es zu ähnlichen Kundgebungen.
Die "Freien Sachsen" hatten unter anderem zum Protest aufgerufen, weil Neubauer Anfang des Jahres an einer Demo gegen rechts in Freiberg teilgenommen hatte. Das verstoße gegen die "Neutralitätspflicht" eines Landrates, so die Rechtsextremen.
Der Parteilose verteidigte sich. Es sei seine Bürgerpflicht, gegen Extremismus und Menschlichkeit auf die Straße zu gehen. Er selbst habe als "Mensch, Bürger, Vater und auch Landrat" daran teilgenommen, schrieb er anschließend auf Facebook.
Doch die "Freien Sachsen" gaben keine Ruhe, organisierten Autokorsos durch den Ort des Landrates. "Der gute Mann [Dirk Neubauer, Anm. d. Red.] ist von uns Mittelsachsen der größte Feind", sagte der Veranstalter damals. Die Stimmung brodelte.
Mittelsachsen-Landrat Dirk Neubauer zieht um: Neuer Wohnort bleibt geheim
Um seine Familie und die Menschen in Hohenfichte schützen, entschloss er sich, seinen geliebten Wohnort aufzugeben, berichtet die Sächsische Zeitung.
Zwar hätte der Landrat sein Wohnhaus auch zu einer Sicherheitsfestung machen können, doch das wollte er sich und den Nachbarn nicht antun. "Da wird ein Dorf belagert, nur weil der Landrat dort wohnt", sagt Neubauer der SZ.
Wohin der Landrat nun gezogen ist, bleibt vorerst geheim - aus Sicherheitsgründen.
Titelfoto: Maik Börner, Kristin Schmidt