Polizei kam mitten in der Nacht: Sachsen schob Dynamo-Talent und Familie ab!
Radebeul/Pirna - Zwei georgische Familien leben seit Jahren in Sachsen, bekommen Kinder, Nachbarn beschreiben sie als bestens integriert - und dennoch schob sie das Innenministerium am Donnerstag ab. Mitten in der Nacht rissen Polizisten die Kinder aus dem Schlaf.
Familie Z. lebt seit über zwei Jahren in Radebeul, Anfang letzten Jahres wurde Sara geboren.
Vater Mamuka (44, in Georgien Polizist) arbeitete seit November in Vollzeit als Bauhelfer, Mutter Salome (34, Journalistin) hatte gerade ein Jobangebot als Reinigungskraft beim gleichen Arbeitgeber erhalten. Sohn Giorgi, genannt Gigi (14), kickte als Nachwuchstalent bei Dynamo.
Geflohen waren sie, nachdem ihre Familie bedroht und ihr Haus angegriffen worden war. Doch ihr Asylantrag wurde abgelehnt.
Donnerstag Nacht wurden sie von Polizisten aus dem Bett geklingelt, mussten ihre Koffer packen, wurden in verschiedenen Fahrzeugen abtransportiert.
"Die Kinder werden durch diesen Vorfall für immer traumatisiert sein."
So erging es auch der neunköpfigen Familie I. aus Pirna. Seit zehn Jahren in Sachsen, mehrere Kinder (3-11 Jahre) kamen hier zur Welt. Beide Eltern berufstätig, alle sprechen Deutsch.
Die Polizei rückte nachts mit sechs Streifenwagen an. Die Hausgemeinschaft ist fassungslos.
"Die Familie ist herzlich, entgegenkommend und hat sich bestens integriert", sagt ein Nachbar. "Die Kinder werden durch diesen Vorfall für immer traumatisiert sein."
In letzter Minute nahm sich sogar noch die Härtefallkommission den Pirnaern an, was eine Abschiebung verhindern kann. Doch der Flieger hob gegen 12 Uhr mit den Familien und insgesamt 50 Personen aus Sachsen von Leipzig Richtung Tiflis ab.
"Diese Abschiebung war rechtswidrig!", sagt Christina Riebesecker (31) von der AG Asylsuchende.
Laut Flüchtlingsrat eine "neue Stufe der Skrupellosigkeit bei Abschiebungen"
Dave Schmidtke (31) vom Sächsischen Flüchtlingsrat: "Es ist unglaublich, dass Moral und Recht keine Rolle spielten. Dass dann sogar eine Entscheidung der Härtefallkommission übergangen wird, ist auch für uns eine neue Stufe der Skrupellosigkeit bei Abschiebungen aus Sachsen.“
Die zuständige Landesdirektion sagte dazu: Alle Personen seien "vollziehbar ausreisepflichtig gewesen", so Sprecher Holm Felber (62).
Der Beschluss der Härtefallkommission sei erst eingegangen, als die Maschine bereits gestartet war und habe zudem keine aufschiebende Wirkung.
Titelfoto: privat