Pödelwitz sollte weggebaggert werden: Das gerettete sächsische Dorf auf der Suche nach Zukunft
Pödelwitz - Der Verein "Pödelwitz hat Zukunft" würde genau die gern planen. Ideen für das vor zwei Jahren dem Schaufelradbagger von der Schippe gesprungene Dorf gibt's genug, Widerstände auch. Hilfe kommt von Sachsens Demokratieministerin Katja Meier (43, Grüne). Ob das reicht? Ein Lagebild.
40 Wohngebäude stehen noch in dem Dorf an der Tagebaukante im Südraum Leipzigs, 33 davon leer. Den Rest teilen sich die verbliebenen 25 Einwohner. In dieser vermeintlich toten Kulisse brodelt ein sehr lebendiger Kern.
"Wir haben eine Zukunftsvision", sagt Jens Hausner (57) von "Pödelwitz hat Zukunft". Der Verein war Dreh- und Angelpunkt, als es um den Erhalt des Dorfes ging. Und er ist es auch jetzt, wo das Dorf wieder mit Leben erfüllt werden soll.
Die Vision: Betreutes Wohnen für Menschen mit Autismus. "Wir haben uns bundesweit umgesehen. 16 bis 18 Plätze könnten entstehen, auch Arbeitsplätze. Ein reines Strukturwandelprojekt", sagt Hausner.
Aber so einfach ist das nicht.
Ministerium fördert "Ort der Demokratie"
Die meisten Häuser gehören der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (MIBRAG), einer hundertprozentigen Tochter der tschechischen Energie-Holding EPH.
Die verfolgt ihre eigenen Pläne, lässt die Häuser verfallen. Flächen für Projekte sind rar. Zudem ist das Verhältnis mit der Stadt Groitzsch seit dem Kampf um den Dorferhalt belastet. Aber "der Kontakt zum Bürgermeister wird besser", sagt Nora Mittelstädt (32) vom Vereinsvorstand.
"Das ist gar nicht hoch genug zu bewerten, dass der Verein zusammen mit der Dorfgemeinschaft diese Vision entwickelt hat", findet Demokratieministerin Katja Meier. Sie will weiter um politische Unterstützung für die Zukunftsvision werben.
Das Ministerium fördert den demokratischen Zusammenhalt zudem mit 300.000 Euro im Rahmen des Projekts "Orte der Demokratie". Aber kaum klappt etwas, gibt es Widerstände: Das Landratsamt fordert die Entfernung der Bauwägen, der einzigen Übernachtungsmöglichkeit für Gäste.
"Und neulich kam das Ordnungsamt im Projektgarten kontrollieren", so Nora. Noch sind die Folgen unklar. Nur eines ist sicher: Der Verein wird weiterkämpfen. "Wir wollen nicht, dass wieder über unsere Köpfe hinweg bestimmt wird", sagt Franziska Knauer (30) vom Vereinsvorstand.
Sie wohnt inzwischen in Leipzig. Vielleicht kommt sie irgendwann zurück. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Titelfoto: Thomas Türpe