Plötzlich angesagt wie nie: Stadthonig aus Sachsen
Dresden/Chemnitz/Leipzig - Ob für den Eigenbedarf oder zum Verkauf: City-Honig wird immer beliebter. Die Anzahl der Stadtimker in Sachsens Metropolen nahm in den vergangenen Jahren stetig zu. Doch Bienenhaltung ist auch als Hobby nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

"In Chemnitz gibt es 376 gemeldete Honigbienen-Standorte. Vor zehn Jahren waren es rund 150", sagt die dortige Bienensachverständige Ute Wetzel (58).
Das Leipziger Veterinäramt registriert derzeit 404 Standorte, etwa 100 mehr als 2017. An der Spitze der sächsischen Großstädte liegt die Landeshauptstadt. "In Dresden sind 766 Honigbienen-Standorte gemeldet", weiß Amtstierarzt Lutz Meißner (58). Hier verdreifachte sich die Zahl der urbanen Bienenverschläge in den vergangenen zehn Jahren.
Auch in Fachvereinen schlägt sich die Honigbienen-Begeisterung nieder. "Es besteht aber keine Pflicht, sich als Imker im Verein zu organisieren. Bei uns gibt es rund 75 Imker, etwa zehn mehr als vor zwei Jahren", sagt Sabine Petri (59), Vorsitzende vom "Imkerverein Chemnitz 1874".
Ihr Kollege Tino Lorz (46) vom Imkerverein Dresden freut sich: "2011 hatten wir nur 70 Männer. Jetzt fast 400 Mitglieder, rund ein Drittel sind Frauen."





"Das Aroma ergibt sich aus den Pflanzen, welche die Bienen anfliegen"

Zu den Frauen gehört Ines Schmidt (45). Die Projektförderin an der TU Dresden holte sich 2016 die ersten Bienenvölker in ihren Loschwitzer Garten: "Ich sagte damals zu meinem Mann: Wenn Du eine Streuobstwiese willst, bekomme ich eine Imkerei." Sie setzte sich durch, erntet seitdem Honig für Familie und Freundeskreis.
"Das Aroma ergibt sich aus den Pflanzen, welche die Bienen anfliegen. Auf dem Kulturpalast kann er wegen Ahorn und Robinie malzig schmecken", so Rico Heinzig (47). Er hat fünf Standorte im Stadtgebiet und verkauft seit 2014 den "Dresdner Stadthonig" (360 Gramm: 12,90 Euro).
"Ich habe mich bei einem Schülerpraktikum erstmals um Bienen gekümmert", erinnert sich Martin Kleine (29). Der Tierwirt betreibt inzwischen seit 2015 die "Imkerei Kleine" (250g-Glas: 5 Euro) und hat zwei Standorte im urbanen Chemnitz (Dresdner Straße, am Schlosshotel Rabenstein).
"Mein Ziel war ein Honig, der so sauber wie möglich ist", sagt Lars Sander (43). Er hat seit sieben Jahren Bienenverschläge im Nordosten der Stadt und setzt immer neue, ungestrichene Holzbeuten ein. Sander verkauft den Honig als "Stadthonig Chemnitz" über Facebook (500 Gramm: 6 Euro).





Im Internet sollte man mit dem Kauf von Tieren allerdings vorsichtig sein: "Hände weg vom Bienen-Onlinehandel! Dadurch werden fast immer Seuchen wie Faulbrut und Parasiten wie der Kleine Beutenkäfer eingeschleppt", rät die Chemnitzer Fachfrau Wetzel Anfängern. Hilfe und gesunde Bienenvölker bieten die Imkervereine.
Titelfoto: Christian Juppe, 123rf/iava777