Großröhrsdorf - Mit der Bankrotterklärung der Traditionsbrauerei "Böhmisch Brauhaus" vor zwei Jahren blieb eine völlig intakte Brauanlage in Großröhrsdorf (Kreis Bautzen) ungenutzt. Diese Maschinerie wird ein Berliner Start-up wiederbeleben!
Statt Gerstensaft zu brauen, werden künftig aber Pilze gezüchtet. 19 Tanks mit einem Fassungsvermögen von je 34.000 Litern wurden seinerzeit zum Brauen benutzt und nun umfunktioniert.
"Wir züchten den japanischen Koji-Pilz als Grundlage zur Produktion von Fleischersatz", erklärt Tim Fronzek (44), Co-Chef des 2022 gegründeten Start-ups "Nosh.bio".
Der Pilz würde in der japanischen Nahrungsindustrie seit Jahren genutzt, sei bestens erforscht und gesund: "viel Protein, wenig Fett, kein Cholesterin".
Zur Produktion wird der Pilz in den ehemaligen Biertanks ins Wasser gelassen und mit Kohlenhydraten zum Wachsen versorgt: "Wir nehmen einen bestimmten Zucker, führen irgendwann auch Sauerstoff zu und ernten, indem wir das Wasser aus dem Pilz wieder rauspressen", so Betriebswirt Fronzek.
Biertanks in Großröhrsdorfer Brauanlage umfunktioniert
Diese Pilzmasse kann man direkt anbraten, als Ersatz für ein Putensteak beispielsweise: "Wir frieren das Rohmaterial ein und beliefern Kunden, die daraus selbst Produkte herstellen."
Vegane Salami, Leberwurst, Gulasch oder Fisch für Sushi können so produziert werden. Durch den Einzug der Preußen in Sachsen ist nicht nur der Leerstand wiederbelebt. Ein langjähriger Brauerei-Mitarbeiter wurde als Vorarbeiter erneut eingestellt.
Ein Tank ist bereits umgerüstet, in den nächsten sechs Monaten werden die 18 anderen angepasst. Mitte 2025 beginnt die industrielle Produktion.
"Wir erwarten eine Ernte von bis zu 4000 Tonnen Pilzen pro Jahr." Der Freistaat fördert das aufstrebende Start-up mit 2,3 Millionen Euro.