Pikante Partnerschaften mit Russland und der Ukraine: So reagieren Sachsens Städte
Chemnitz/Dresden/Leipzig/Zwickau - Alle vier sächsischen Großstädte verbinden feste Freundschaften mit wichtigen Orten in Russland und der Ukraine.
Doch wie gestalten sich die Städtepartnerschaften angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine?
"Es finden keine offiziellen gemeinsamen Projekte statt. Von den angedachten Teilnahmen im Herbst an einer Jugendkonferenz in Wolgograd und dem 'Internationalen Forum der Volksdiplomatie' wird nun abgesehen", so Damien Chapuis, Abteilungsleiter für internationale Beziehungen im Chemnitzer Rathaus.
Die damalige Karl-Marx-Stadt schloss 1988 eine Partnerschaft mit der südrussischen Millionenstadt, diese hieß von 1925 bis 1961 Stalingrad.
Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) appellierte letzte Woche erstmalig an die Wolgograder Partner, alles zur Friedens-Wiederherstellung zu tun.
Auch Dresden fordert klare Kante von ihrer russischen Partnerstadt
Sein Amtskollege Dirk Hilbert (50, FDP), Oberbürgermeister von Dresden, war schneller und konkreter: Bereits am 28. Februar ging ein Brief an den St. Petersburger Gouverneur Alexander Dmitrijewitsch.
Darin forderte Hilbert diesen auf, sich gegen den Krieg auszusprechen. "Darauf folgte ein zweiter vom 11. März. Herr Hilbert wiederholte seine eindringliche Bitte an den Gouverneur", so Rathaussprecherin Barbara Knifka.
Angefügt war die am 3. März vom Stadtrat verabschiedete Resolution zur Verurteilung des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges. Das St. Petersburger Komitee für Außenbeziehungen bestätigte den Eingang beider Briefe, mehr passierte nicht.
Dresden ging 1961 eine Städtepartnerschaft mit dem damaligen Leningrad ein, letztes Jahr reiste Hilbert zum 60-jährigen Jubiläum in die Ostsee-Metropole. Wegen der Pandemie waren 2022 keine gemeinsamen Projekte geplant.
Leipzig unterstützt die Ukraine mit Hilfskonvois
Ganz anders ist es in Leipzig, erst am Freitagmittag brach ein Hilfskonvoi nach Kiew auf. "Der Inhalt wird über ein Verteilzentrum in Lwiw an die Endabnehmer weitertransportiert", erklärt Ulrich Hörning, er ist Leipziger Verwaltungsbürgermeister.
Der ukrainische Regierungssitz ist seit 1961 Partner der Pleißestadt: "Bei Hilfslieferungen ist auch unsere polnische Partnerstadt Krakau eng eingebunden, die zum einen auch Partnerstadt von Kiew ist"
"Zum anderen [hat Krakau] uns direkt bekannte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung Kiew aufgenommen", ergänzt Gabriele Goldfuß, Leiterin der internationalen Zusammenarbeit.
Wegen Sicherheitsbedenken: Kommunikation per E-Mail eingestellt
Eine Herausforderung ist für Zwickau die Kommunikation. "Mit Kriegsbeginn wurde die bis dahin dominierende Informationsübermittlung per E-Mail eingestellt."
"Die Stadtverwaltung von Wolodymyr begründete dies mit Sicherheitsbedenken, insbesondere der Angst vor Cyber-Angriffen", schildert Sven Dietrich (52), er betreut die Zwickauer Städtepartnerschaften.
Mit dem westukrainischen Wolodymyr, eine der ältesten Städte des Landes (Ersterwähnung: 988), besteht seit 2014 eine Partnerschaft. Derzeit läuft der Kontakt vor allem über Messenger-Dienste.
Die Muldestadt wirkt auch bei Hilfstransporten mit. Dietrich: "Schwerpunkt ist derzeit die Beschaffung von Akkumulatoren und Generatoren."
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