Pikante Partnerschaften mit Russland und der Ukraine: So reagieren Sachsens Städte

Chemnitz/Dresden/Leipzig/Zwickau - Alle vier sächsischen Großstädte verbinden feste Freundschaften mit wichtigen Orten in Russland und der Ukraine.

Auch der Chemnitzer Bürgermeister Sven Schulze (50, SPD) adressierte seine Kollegen in der russischen Partnerstadt Wolgograd - allerdings recht spät.
Auch der Chemnitzer Bürgermeister Sven Schulze (50, SPD) adressierte seine Kollegen in der russischen Partnerstadt Wolgograd - allerdings recht spät.  © Kristin Schmidt

Doch wie gestalten sich die Städtepartnerschaften angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine?

"Es finden keine offiziellen gemeinsamen Projekte statt. Von den angedachten Teilnahmen im Herbst an einer Jugendkonferenz in Wolgograd und dem 'Internationalen Forum der Volksdiplomatie' wird nun abgesehen", so Damien Chapuis, Abteilungsleiter für internationale Beziehungen im Chemnitzer Rathaus.

Die damalige Karl-Marx-Stadt schloss 1988 eine Partnerschaft mit der südrussischen Millionenstadt, diese hieß von 1925 bis 1961 Stalingrad.

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Oberbürgermeister Sven Schulze (50, SPD) appellierte letzte Woche erstmalig an die Wolgograder Partner, alles zur Friedens-Wiederherstellung zu tun.

Die Mutter-Heimat-Statue in Wolgograd (Russland), die Partnerstadt von Chemnitz seit 1988. (Archivbild)
Die Mutter-Heimat-Statue in Wolgograd (Russland), die Partnerstadt von Chemnitz seit 1988. (Archivbild)  © Marius Becker/dpa

Auch Dresden fordert klare Kante von ihrer russischen Partnerstadt

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (50, FDP)
Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (50, FDP)  © Holm Helis

Sein Amtskollege Dirk Hilbert (50, FDP), Oberbürgermeister von Dresden, war schneller und konkreter: Bereits am 28. Februar ging ein Brief an den St. Petersburger Gouverneur Alexander Dmitrijewitsch.

Darin forderte Hilbert diesen auf, sich gegen den Krieg auszusprechen. "Darauf folgte ein zweiter vom 11. März. Herr Hilbert wiederholte seine eindringliche Bitte an den Gouverneur", so Rathaussprecherin Barbara Knifka.

Angefügt war die am 3. März vom Stadtrat verabschiedete Resolution zur Verurteilung des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges. Das St. Petersburger Komitee für Außenbeziehungen bestätigte den Eingang beider Briefe, mehr passierte nicht.

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Dresden ging 1961 eine Städtepartnerschaft mit dem damaligen Leningrad ein, letztes Jahr reiste Hilbert zum 60-jährigen Jubiläum in die Ostsee-Metropole. Wegen der Pandemie waren 2022 keine gemeinsamen Projekte geplant.

Dämmern die Beziehungen zwischen Dresden und St. Petersburg (Foto: Isaakskathedrale) dahin, weil Dresdens OB Dirk Hilbert (50, FDP) eine klare Positionierung forderte?
Dämmern die Beziehungen zwischen Dresden und St. Petersburg (Foto: Isaakskathedrale) dahin, weil Dresdens OB Dirk Hilbert (50, FDP) eine klare Positionierung forderte?  © picture alliance/dpa/AP

Leipzig unterstützt die Ukraine mit Hilfskonvois

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50, F.u.l.) gedachte im Oktober mit Leipzigs OB Burkhard Jung (64, SPD) in der Leipziger Nikolaikirche der friedlichen Revolution in der DDR und betonte die ukrainische Unabhängigkeit.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (50, F.u.l.) gedachte im Oktober mit Leipzigs OB Burkhard Jung (64, SPD) in der Leipziger Nikolaikirche der friedlichen Revolution in der DDR und betonte die ukrainische Unabhängigkeit.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Ganz anders ist es in Leipzig, erst am Freitagmittag brach ein Hilfskonvoi nach Kiew auf. "Der Inhalt wird über ein Verteilzentrum in Lwiw an die Endabnehmer weitertransportiert", erklärt Ulrich Hörning, er ist Leipziger Verwaltungsbürgermeister.

Der ukrainische Regierungssitz ist seit 1961 Partner der Pleißestadt: "Bei Hilfslieferungen ist auch unsere polnische Partnerstadt Krakau eng eingebunden, die zum einen auch Partnerstadt von Kiew ist"

"Zum anderen [hat Krakau] uns direkt bekannte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung Kiew aufgenommen", ergänzt Gabriele Goldfuß, Leiterin der internationalen Zusammenarbeit.

Ein aktuelles Bild aus dem vom Krieg gezeichneten Kiew.
Ein aktuelles Bild aus dem vom Krieg gezeichneten Kiew.  © picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire

Wegen Sicherheitsbedenken: Kommunikation per E-Mail eingestellt

Da war die Ukraine noch kein komplettes Kriegsgebiet: Erst im August besuchte Sven Dietrich (52, l.) von der Stadtverwaltung Zwickau Ihor Palyonka, den Bürgermeister der Partnerstadt Wolodymyr.
Da war die Ukraine noch kein komplettes Kriegsgebiet: Erst im August besuchte Sven Dietrich (52, l.) von der Stadtverwaltung Zwickau Ihor Palyonka, den Bürgermeister der Partnerstadt Wolodymyr.  © Stadt Zwickau

Eine Herausforderung ist für Zwickau die Kommunikation. "Mit Kriegsbeginn wurde die bis dahin dominierende Informationsübermittlung per E-Mail eingestellt."

"Die Stadtverwaltung von Wolodymyr begründete dies mit Sicherheitsbedenken, insbesondere der Angst vor Cyber-Angriffen", schildert Sven Dietrich (52), er betreut die Zwickauer Städtepartnerschaften.

Mit dem westukrainischen Wolodymyr, eine der ältesten Städte des Landes (Ersterwähnung: 988), besteht seit 2014 eine Partnerschaft. Derzeit läuft der Kontakt vor allem über Messenger-Dienste.

Die Hilfsbereitschaft ist nicht nur in Orten mit ukrainischen Partnerstädten groß. So organisiert Dmytro Sonkin (41) in Coswig Hilfslieferungen ins vom Krieg gebeutelte Land.
Die Hilfsbereitschaft ist nicht nur in Orten mit ukrainischen Partnerstädten groß. So organisiert Dmytro Sonkin (41) in Coswig Hilfslieferungen ins vom Krieg gebeutelte Land.  © Holm Helis

Die Muldestadt wirkt auch bei Hilfstransporten mit. Dietrich: "Schwerpunkt ist derzeit die Beschaffung von Akkumulatoren und Generatoren."

Titelfoto: Kristin Schmidt/Holm Helis/picture alliance/dpa/AP/picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Stadt Zwickau

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