Osterreiten in der Lausitz: Sachsens Frauen weiterhin nur Zuschauer!
Ostritz - Reiter mit Frack und Zylinder auf geschmückten Pferden faszinieren jedes Jahr zu Ostern in der Lausitz. Für die einen ist es ein Spektakel, für andere ein Gottesdienst im Freien.
Hoch zu Ross ziehen Gläubige am Ostersonntag im Osten Sachsens wieder übers Land. Vom Rücken ihrer Pferde aus tragen sie die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi in die Welt.
Die religiösen Rituale ähneln sich, doch regional gibt es Unterschiede. Bei den Prozessionen im Siedlungsgebiet der katholischen Sorben zwischen Bautzen, Hoyerswerda und Kamenz sowie in Ostritz sind ausschließlich Männer unterwegs. Am Osterreiten im Spreewald (Brandenburg) dürfen dagegen auch Frauen teilnehmen.
Eine fast 400-jährige Tradition hat mittlerweile das Saatreiten in Ostritz. Nachweislich seit 1628 ist belegt, dass dort zusätzlich zur Verkündung der Osterbotschaft auch die Felder gesegnet werden.
"Wir beten für das Gedeihen der Saat, für die Natur und die Bewahrung der Schöpfung", erklärt Andreas Posselt. Er reitet nicht nur zum 38. Mal mit, sondern bläst dabei auch Trompete. Die Liturgie legt genau fest, welche instrumentalen Stücke und Lieder nach alter Überlieferung unterwegs erklingen.
Fünf Stationen steuern die Reiter während ihrer dreistündigen Prozession durch Ostritz an, darunter das Kloster St. Marienthal.
Die Zeremonie auch im sächsischen Teil der Lausitz für weibliche Teilnehmer zu öffnen, sei schon diskutiert worden, erklärt Domowina-Chef Dawid Statnik (40). Doch bislang wolle man an der überlieferten Tradition festhalten. Frauen bleiben somit im Hintergrund, indem sie bei der Vorbereitung helfen oder die Bewirtung der Osterreiter am Tag der Prozession übernehmen.
Titelfoto: Bildmontage: Jannis Chavakis/KNA