Ostdeutsche Kinder werden immer dicker: Sind Influencer auf TikTok und Co. Schuld?
Leipzig - Studien belegen, dass vor allem Kinder und Jugendliche in den ostdeutschen Bundesländern immer dicker werden. Einen großen Beitrag dazu leisten Influencer und Werbefiguren, die den Teens zucker- und fetthaltige Produkte schmackhaften machen - ein sehr gefährlicher Trend, den die Reporter von "MDR Exakt" unter die Lupe genommen haben.
Shirin Davids (28) "DirTea", Capital Bras (28) Pizza-Marke, Katja Krasavices (27) "Sugar Mami" - als junger Mensch ist es aktuell schwer, sich im Internet zu bewegen, ohne Werbung für ungesunde Lebensmittel in den Feed gespült zu bekommen.
Auch viele bekannte Influencer wie Julia Beautx (24) oder CrispyRob (29) halten gerne Produkte in die Kamera, die die für Kinder und Jugendliche vorgesehene Mengen an Zucker und Fett übersteigen.
Dieser "normale" Umgang und die Werbung mit ungesunden Lebensmitteln hat einen großen Anteil an der steigenden Anzahl von Adipositas-Fällen in Deutschland.
"Kinder-Marketing funktioniert über Emotionen, weil Kinder diese noch nicht so gut regulieren können. Da gibt es häufig eine emotionale Ansprache von Charakteren, die Kinder interessant finden, etwa sprechende Tiere, sodass schnell eine persönliche Beziehung zu den Kindern aufgebaut wird", erklärte Tobias Effertz, Marketing-Forscher der Uni Hamburg im Gespräch mit dem MDR.
Osten von Deutschland besonders von Adipositas betroffen
Eine seiner Studien ergab: Ein Viertel der krankhaft übergewichtigen Kinder wäre vermeidbar, wenn es ein strengeres Regulierungssystem beim Kindermarketing gäbe.
Und davon gibt es aktuell viel zu viele: 15 Prozent der Kinder und Teenager zwischen drei und 17 Jahren sind übergewichtig, sechs Prozent davon sogar adipös, besonders betroffen ist der Osten von Deutschland.
Experten rechnen mit steigenden Kosten für die Behandlung von Adipositas-Fällen in Deutschland - aktuell kosten diese dem Staat 60 Milliarden Euro pro Jahr.
Auch einige Influencer haben ihren Einfluss auf ihre Peer-Group mittlerweile reflektiert, darunter Content-Creator Jonas Ems (26).
"Einige Kooperationen von früher würde ich heute einfach nicht mehr machen. Ich finde, es gibt ne Grenze, wenn ein Influencer Produkte empfiehlt, die moralisch verwerflich sind, zum Beispiel Chicken-Nuggets für 2,99 Euro oder extrem zuckerhaltige Getränke", so Ems.
Den gesamten Bericht findet Ihr in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: 123rf/ipheung