Neues Gesetz in Kraft: Mehr als tausend Sachsen wollen ihren Geschlechtseintrag ändern

Von Jakob Anders, Thomas Staudt

Leipzig/Dresden - Ist Leipzig Sachsens diverse Hauptstadt? In der Messestadt wollen mehr als doppelt so viele Menschen ihren Geschlechtseintrag ändern als in Dresden.

Erleichterung für viele aus der LSBTIQ*-Gemeinde: Mit dem neuen Selbstbestimmungsrecht wird die Namensänderung erheblich vereinfacht.  © IMAGO/Panama Pictures/Christoph Hardt

Genau 676 Menschen wollten in Leipzig vor dem Start des Selbstbestimmungsgesetzes am 1. November ihren Geschlechtseintrag ändern. Dresden registrierte 292 Anmeldungen, Chemnitz 77, in Zwickau waren es 19. Das könnte daran liegen, dass in Leipzig besonders viele junge Menschen leben, meinen Experten. So betrug das Durchschnittsalter 2023 in Leipzig 42,2 Jahre, in Dresden waren es 43,4 Jahre.

Tatsächlich vereinfacht das im April von der Bundesregierung beschlossene Selbstbestimmungsgesetz die Änderung enorm. Eine Erklärung gegenüber dem Standesamt reicht. Gutachten, ärztliche Bescheinigungen oder richterliche Beschlüsse sind nicht mehr erforderlich. Dadurch sinken auch die Kosten. Die Änderung muss nur drei Monate vor dem Termin im Standesamt angemeldet werden.

Sachsens Gleichstellungsministerin Katja Meier (45) sieht es auch als Aufgabe als Landesregierung, eine Gesellschaft zu gestalten, in der alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung, frei von Angst und Diskriminierung leben können. "Hier haben wir noch einen weiten Weg vor uns", sagte Meier zur Eröffnung der Ausstellung "Gesprächsstoff(e). Lebenslagen von LSBTIQ*-Personen in Sachsen" am Mittwoch.

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Die Ausstellung ist bis 18. November im Landeskriminalamt, Neuländer Str. 60, Dresden, zu sehen.

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Gleichstellungsministerin Katja Meier (45, Grüne): "Noch ein weiter Weg."  © Marko Förster

Erleichterung bei den Betroffenen

Lilith Weiland (17) ist transsexuell und wohnt in Bärenstein bei Altenberg. Seitdem sie 11 ist, weiß Lilith, dass sie eine Frau sein will und baut dabei auf die Unterstützung ihrer Eltern.  © Eric Münch

Die Freude bei denen, die wissen, welcher bürokratische Aufwand hinter der Änderung von Namen und Geschlecht steckt, ist groß. Noch im September hatten Mandy (43) und Michael Weiland (61) mit dem Standesamt in Altenberg zu kämpfen.

Ihre 17-jährige Tochter Lilith möchte seit sechs Jahren eine Frau sein, nimmt Therapien, Hormone und die OP mit Volljährigkeit in Kauf: "Michael und ich mussten an diesem Tag mit Lilith zusammen den Wunsch schriftlich bestätigen. Ihr wurden Fragen gestellt, wie sie sich im neuen Geschlecht fühlt", berichtet Mama Mandy verärgert.

Lilith ergänzt: "Das Standesamt war noch nicht ganz auf der Höhe, aber ich finde es erst mal richtig gut, dass das Gesetz geändert worden ist, es erleichtert alles."

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Vorbereitend zu diesem Termin mussten Personalausweise aller Beteiligten, Indikationsschreiben sowie Geburtsurkunden und Heiratsurkunde vorgelegt werden. Bis Januar sei Lilith Zeit gegeben worden, diesen Schritt zu überdenken.

Stella Stützner (43) erwirkte bereits 2019 die Änderung von Namen und Geschlecht in allen Dokumenten. Sie sieht die Gesetzesänderung kritisch: "Gut ist vor allen Dingen, dass es vereinfacht und in Deutschland vereinheitlicht ist", so die Dresdner Künstlerin. Aber "Angst" habe sie davor, dass Geschlecht und Name nun zu einer "Spielwiese" werden und die Entscheidungen nicht mehr wohlüberlegt sein könnten.

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