Natürliche Vielfalt bedroht: Darum soll jetzt das Totholz im Wald bleiben
Dresden - Der Staatsbetrieb Sachsenforst will im Landeswald künftig gezielt für mehr Artenvielfalt sorgen und dafür Flächen aus der Nutzung nehmen.
Im Schatten von sogenannten Biotopbäumen und an Plätzen mit Ablagerungen von Totholz sollen so neue ruhige Lebensräume für Insekten, Pilze, Vögel und Kleinsäuger wie Bilche entstehen.
"Arten und Lebensräume stehen auch in Sachsen massiv unter Druck. Ihre Vielfalt schwindet seit Jahrzehnten immer bedrohlicher. Außerdem leidet der Wald unter der Klimakrise mitsamt zunehmender Dürren und Stürme. Diesem Trend wollen wir strategisch entgegenwirken", erklärte Sachsens Forstminister Wolfram Günther (50, Grüne) am Mittwoch in der Dresdner Heide.
Das neue Konzept verfolgt den Ansatz, den Naturschutz systematisch in die Waldbewirtschaftung zu integrieren. "So geht Nachhaltigkeit", schwärmte Günther.
Seit 2013 werden hierzulande bereits Biotop-Baumgruppen innerhalb einer begrenzten Kulisse (insbesondere innerhalb von Schutzgebieten) ausgewiesen. Nun geschieht dies im gesamten Landeswald auf bis zu zwei Prozent der Flächen.
Biotop-Bäume sollen neues Leben anlocken
Warum der Aufwand?
Man weiß heute, dass bis zu 50 Prozent aller Artengruppen ihr Dasein mit dem Bestand von Totholz verbinden.
Biotop-Bäume nennen die Forstleute Bäume, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbieten - zum Beispiel Spechthöhlen oder Horste für baumbrütende Vogelarten.
Bei den Biotop-Bäumen handelt es sich vielmals um betagte, absterbende oder schon tote Baumriesen, die am Ende ihrer Zeit zu Hotspots des Lebens werden.
Gruppen solcher Bäume sind wiederum "Trittsteine" für Mutter Natur auf dem Weg zurück zur Vielfalt der Arten. Damit Schädlinge sich dort nicht im Übermaß vermehren, haben die Förster immerfort ein Auge auf die besonderen Flächen.
Zudem werden die ökologisch wertvollen Baumgruppen hierzulande mit grünen Dreiecken markiert. So will man verhindern, dass es zu Verwechslungen bei der nächsten Holzernte kommt.
Titelfoto: Holm Helis