Zufahrt im Vogtland blockiert? Nachbar-Zoff jetzt ein Fall fürs Landgericht
Klingenthal/Zwickau - Der irre Nachbarschaftsstreit um eine Zufahrt in Klingenthal (Vogtland) war am Mittwoch ein Fall für das Landgericht Zwickau.
Michael M. (50) soll seit mehr als zehn Jahren Anwohner mit Barrieren schikanieren und den Weg zu deren Grundstücken erschweren. Regelmäßig landen Warnbaken, Reifen oder Baggerschaufeln am Wegrand und versperren die ohnehin schon ziemlich enge Zufahrt - sogar für Rettungswagen.
Genau darum drehte sich der Prozess wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Im Mai 2021 rückte der Rettungsdienst zum Einsatz an die Straße Zur Alm an.
Auf Höhe von Michael M.s Haus war kein Durchkommen mehr. Die Sanitäter mussten 500 Meter zum Patienten laufen. Eine Stunde habe es gedauert, bis er in den Krankenwagen gebracht werden konnte, erzählte einer der Helfer.
"Ich nutze die Sachen als Begrenzung zu meinem Grundstück. Man kann sowieso nur Schrittgeschwindigkeit fahren", rechtfertigt sich Michael M. Wie das Verwaltungsgericht Chemnitz zwischenzeitlich entschieden hat, darf der Klingenthaler theoretisch diverse Gegenstände am Wegrand aufstellen.
Die Fronten in der Nachbarschaft sind verhärtet
Die öffentliche Straße ist nur 2,20 Meter breit. Alles, was darüber hinausgeht, ist Privatgrund des Angeklagten. Selbst der Rettungseinsatz sei kein Notfall gewesen, so Richter Torsten Sommer (60).
"Für die Anwohner ist das schlimm und unverständlich, aber wir stehen hier in einem Konflikt zwischen der Stadt Klingenthal und Privateigentum", erklärt Sommer.
Die Stadt ließ mitteilen, dass sie an einer Lösung arbeite. Doch die Fronten unter den Anwohnern sind verhärtet. "Wir haben mehrmals versucht, das Gespräch zu suchen - ohne Erfolg", sagt Thomas Kaiser (59) nach dem Freispruch zugunsten seines Nachbarn.
"Bei uns war seit Jahren kein Handwerker im Haus, weil niemand durchkommt", erklärt Kaiser weiter.
Titelfoto: Sven Gleisberg/Ralph Kunz