Wie Kinder und Jugendliche aus Mariupol im Vogtland Deutsch lernen
Schöneck - Zehn Kinder und Jugendliche aus der ukrainischen Stadt Mariupol lernen seit gut einer Woche am evangelischen Schulzentrum in Schöneck die ersten Wörter auf Deutsch.
In jeder Pause bekommen sie Besuch von ihren Paten: Enno (12), Fritz (12), Charlot (13), Emily (14) und einige weitere Mitschüler schauen im Klassenzimmer vorbei, frühstücken mit ihnen und helfen den ukrainischen Großstadtkindern, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, beim Ankommen im fremden Vogtland.
Die Verständigung ist nicht ganz einfach. "Wir unterhalten uns per Google-Übersetzer. Das ist zwar etwas holprig, aber es funktioniert", erzählt Charlot (13), Patenschülerin von Daniella (14).
Enno (12) kümmert sich um Roman (12): "Ich merke, wenn er Heimweh hat. Er wird dann etwas stiller. Ich versuche, ihn abzulenken und frage, was er in der letzten Stunde gemacht hat."
Fritz (12) und Dilshan (12) nutzen zusätzlich Zeichensprache und Mimik: "Dilshan hat mir in den ersten Tagen immer Nüsse angeboten. Mittlerweile hat er verstanden, dass ich die gar nicht so mag", berichtet der Sechstklässler. Charlot und Daniella haben schon Telefonnummern getauscht und ein gemeinsames Hobby entdeckt: "Wir spielen beide Gitarre. Das wollen wir bald mal zusammen tun."
Die Aufnahme der ukrainischen Kinder hat die Schule innerhalb von nur zwei Wochen aus dem Boden gestampft: "Es gibt einige Eltern, die sich privat um ukrainische Familien kümmern und nachfragten, ob wir an der Schule Platz haben", berichtet Lehrerin Steffi Weidlich.
"Wir hatten ein geeignetes Klassenzimmer und eine Kollegin, die Deutsch und Russisch unterrichtet und selbst aus der Ukraine stammt. Sie hilft bei der Verständigung." Zusätzlich wurde eine Lehrerin für den DaZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) gefunden.
Titelfoto: Christian Schubert