Weil die Kosten explodieren: Plauener Stickerei verlegt Produktion nach Tschechien
Plauen - Schlechte Nachrichten für die Spitzenstadt: Das Plauener Familienunternehmen Wetzel, bekannt für hochwertige Gardinen und Fenster-Dekostoffe, verlagert seine Produktion vom Vogtland ins tschechische Aš.
Für die 1991 von Dietrich Wetzel (72) gegründete Firma, die sich seit einer Insolvenz 2016 in Eigenverwaltung saniert, ist es eine Notbremse angesichts explodierender Kosten.
Die aktuellen Preise für Strom und Gas sowie die Spritkosten für den Transport führt der heutige Firmenchef Marco Wetzel (43) als Hauptgründe an: "Trotz der Modernität der Produktionsanlagen am Standort Plauen ist ein wirtschaftliches Betreiben so nicht mehr möglich." Bitter: Für die Sanierung des Plauener Standortes waren seinerzeit auch Subventionen geflossen.
Weiterreichen an die Kunden könne er die Mehrkosten nicht, sagt Marco Wetzel: "Der Trend der Steigerung der laufenden Betriebskosten und die damit einhergehenden veränderten Kostenstrukturen sind durch eine realistische Marktpreisgestaltung nicht mehr abbildbar."
Firmensitz bleibt weiterhin in Plauen
Seinen Sitz in Plauen behalte die Stickerei aber bei: "Das Herz des Unternehmens, der Kreativ- und Innovationspool der Design- und Entwicklungsabteilung, sowie Vertrieb und Verwaltung bleiben am Heimatstandort weiterhin verortet."
Dort und in Aš arbeiten nun noch 25 Beschäftigte für den Gardinen-Spezialisten. Vorher waren es bis zu 40. Einen Teil der Produktion, die bisher in Plauen gefertigt wurde, kauft die Firma künftig aus anderen europäischen Ländern zu.
Der Arbeitsweg nach Aš birgt zugleich das dunkelste Kapitel des Firmenchefs. 2016 wurde Wetzel zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er - obwohl einschlägig vorbestraft - mit 1,44 Promille am Steuer einen Unfall gebaut hatte.
Er fuhr in das Auto des damaligen Polizeichefs Torsten Schulze (58). Dessen Frau (†49) saß auf dem Beifahrersitz. Sie überlebte den Unfall nicht.
Titelfoto: Ellen Liebner