Vor 175 Jahren begann der Bau der Göltzschtalbrücke: Der Koloss im Zahlen-Check
Netzschkau - Stein auf Stein: In nur fünf Jahren Bauzeit entstand das Wahrzeichen des Vogtlands, die Göltzschtalbrücke. Der Grundstein zum damaligen Novum im Eisenbahnbau wurde am 31. Mai 1846 gelegt. Zum 175. Geburtstag haben wir die größte Ziegelbrücke der Welt, die das Tal der Göltzsch auf der Bahnstrecke Leipzig–Hof überspannt, einem Zahlencheck unterzogen.
81 Brückenentwürfe gingen beim am 27. Januar 1845 ausgelobten Wettbewerb für den Bau der Göltzschtalbrücke ein. Der Gewinner sollte 1000 Taler bekommen. Doch wegen statischer Bedenken wurden alle Entwürfe verworfen. Das Preisgeld wurde schließlich auf vier Ideen aufgeteilt, die Professor Johann Andreas Schubert in seinen Entwurf der Göltzschtalbrücke einfließen ließ.
574 Meter lang und 78 Meter hoch, auf vier Etagen, war das gigantische Bauwerk nach fünf Jahren Bauzeit gewachsen. Sein Aussehen erinnert an Aquädukte aus römischer Zeit.
98 Gewölbe besitzt die Göltzschtalbrücke. Ursprünglich sollten die Bögen dabei alle die gleiche Größe haben. Weil bei den Gründungsarbeiten der zentralen Pfeiler jedoch Schwierigkeiten auftraten, wurde an dieser Stelle auf das Fundament verzichtet und stattdessen größere Bögen gebaut, die eine Spannweite von knapp 31 Meter haben.
1736 Arbeiter waren auf der Baustelle der Göltzschtalbrücke beschäftigt, die nur unter geringen Sicherheitsmaßnahmen ihr Tagwerk verrichteten. So überrascht es nicht, dass im Laufe der Jahre mehr als 1300 Unfälle passierten, bei denen sogar 31 Menschen starben.
23.000 Bäume wurden für die Bauarbeiten gefällt, ihre Stämme unter anderem für Gerüste aus Holz verwendet
2,2 Mio. Taler kostete das Bauwerk. Umgerechnet wären das (ohne Berücksichtigung der Inflation) etwa 63 Mio. Euro.
25 Pf.: 1976 erschien die Sondermarke zu 25 Pf. vom "Göltzschtal-Viadukt" in der Serie "Brücken in der DDR" mit einer Auflage von 4,5 Mio. Stück. 1999 hatte die Briefmarke "Göltzschtalbrücke" zu 110 Pf. aus der Serie "Brücken" schon eine beachtlichere Auflage von 70 Mio. Stück.
26,021 Mio. Ziegel im ungewöhnlichen Dresdner Format (27,7 cm x 13,6 cm x 6,5 cm) wurden verbaut. Dabei wurden zeitweise täglich bis zu 150.000 Ziegelsteine vermauert, die aus etwa 20 Ziegeleien aus der Umgebung stammten.
52,8 Prozent des Mauerwerks besteht aus Ziegeln. Warum? Weil es im nahen Umkreis kaum Baustoffe wie Sandstein oder Granit gab, dafür aber ergiebige Tonlagerstätten. An stark beanspruchten Stellen wie Fundamenten oder Tragebögen kamen dennoch Bruch- (11,6 %) und Werksteine (35,6 %) zum Einsatz.
17.089 m³: Wo viele Ziegel verarbeitet werden, braucht es natürlich auch Sand: Insgesamt wurden etwas mehr als 17.000 Kubikmeter beim Bau der Göltzschtalbrücke aufgebraucht.
Titelfoto: picture alliance/blickwinkel/Luftbild Bertram