Vogtländer hat neue Spur: Ist das Bernsteinzimmer im Taubenberg versteckt?
Rodewisch - Als prunkvolle Wandvertäfelung im Katharinen-Palast bei St. Petersburg wurde das Bernsteinzimmer weltberühmt - und als im Zweiten Weltkrieg verschollenes Kunstwerk zur Legende. An der Suche scheiterten Russen, Stasi und zahllose einsame Schatzsucher. Ein Vogtländer will deshalb neue Wege gehen und seine Spuren mit denen Gleichgesinnter verknüpfen.
"Viele, die sich mit dem Verschwinden des Bernsteinzimmers beschäftigen, sind nicht bereit, auch nur einen Millimeter von ihrer eigenen These abzuweichen", sagt Walter Hemmerlein (65), den die Erzählungen seines Großvaters auf die Spur des Schatzes brachten. "Weil sie ihre Forschungen nicht vergleichen und so voranbringen, ist bis jetzt auch nichts gefunden worden."
Der gebürtige Rodewischer trug jahrelang historische Puzzleteile zusammen, die sich um fünf Lkws ranken, die mit geheimer Fracht und getarnt mit Schweizer Rot-Kreuz-Kennzeichen am 11. April 1945 in Rodewisch Station gemacht hatten, und veröffentlichte seine Erkenntnisse vorigen Herbst. Sein Buch "Wo ist der Jahrtausendschatz" brachte ihm eine Flut an neuen Hinweisen.
Auch der Kulturwissenschaftler Günter Eckardt (71) aus Schneeberg meldete sich bei Hemmerlein: "Ich habe schon zu DDR-Zeiten als Kunstschutz-Offizier der NVA nach dem Bernsteinzimmer gesucht." Eckardts Recherchen konzentrierten sich auf das Kloster Grünhain, wo im April 1945 ebenfalls ein Rot-Kreuz-Laster mit Schweizer Kennzeichen gesichtet worden war. "Diese Übereinstimmung ist ein guter Grund, unsere Recherchen abzugleichen und nach Verbindungen zu suchen", so Hemmerlein.
Beide Schatzsucher trafen sich in Rodewisch, nahmen historische Schauplätze in Augenschein. Darunter auch den Taubenberg als vermeintliches Versteck der Beutekunst. Bei der Vorbereitung möglicher Sondierungsbohrungen wollen nun beide an einem Strang ziehen.
So läuft die Suche bei der Konkurrenz in Deutschneudorf
Seit fast drei Jahrzehnten sucht auch Heinz-Peter Haustein (67) nach dem verschollenen Bernsteinzimmer.
Der Bürgermeister von Olbernhau vermutet es in unerforschten Hohlräumen des Bergwerks Fortuna Fundgrube in Deutschneudorf.
Für die Ortung des Schatzes hat er sich wissenschaftliche Unterstützung gesucht. "Im Team sind Archäologen, die modernste 3-D-Messtechnik einsetzen, wie sie auch der bei Erforschung der Pyramiden verwendet wird", sagt Haustein. "Damit können Anomalien des Bodens aufgespürt werden, an denen man später Probebohrungen vornimmt."
Der neue Anlauf war eigentlich schon 2020 geplant. Haustein: "Corona hat uns zwei Jahre Zeit gekostet. Jetzt laufen die Vorbereitungen für die Messungen oberhalb des Bergwerks. Im Sommer beziehungsweise Frühherbst geht es los."
Titelfoto: Uwe Meinhold, dpa