Heinsdorfergrund - Von wegen, mit einem Wisch ist alles weg! Eine Vogtländerin aus Hauptmannsgrün (bei Reichenbach) jagt bedruckten Lagen von Toilettenpapier hinterher - im Einkaufsregal, in Gaststätten, auf Reisen.

Egal ob zwei-, drei- oder vierlagig - Hauptsache, die Rollen sind Blatt für Blatt mit einem hübschen Motiv verschönert. Was andere bestenfalls auf dem Stillen Örtchen würdigen, konserviert Alexandra Wolf (20) in Sammelalben für die Ewigkeit.

Jetzt hat die Liebe zwei Ausnahmesammler zusammengeführt, denn auch Alexandras Verlobter liebt ungewöhnliche Sammlerstücke.

Teddy war schuld. Ein orangefarbenes Bärchen war die Schlüsselfigur für Alexandra Wolfs ungewöhnliche Sammelleidenschaft: "Der Bär auf dem Toilettenpapier 'SauBär' von dm hatte mir so gefallen, dass ich ein paar Lagen davon aufgehoben habe."

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Da ging die heute 20-Jährige noch in die dritte Klasse und hätte nie gedacht, dass dieser Bärchenmoment der Beginn eines großen Sammeleifers werden würde.

Inzwischen besitzt Alexandra über 700 verschiedene Lagen von Toilettenpapieren. Auf den einen prangen typische WC-Sprüche wie "Shit happens" oder "Wie ist die Lage? Dreifach!". Andere täuschen pikende Schrecksekunden vor, weil sie mit täuschend echt aussehenden Stecknadeln bedruckt sind.

Manche machen mit eingeprägten Savannentieren die Notdurft zum Safariabenteuer. Wieder andere verwandeln das Stille Örtchen in ein schrilles Örtchen - mit Dinos, badenden Capybaras, Regenbogen pupsenden Einhörnern oder parfümiert mit Blumenduft.

Oder sie machen den Schüsselsitzer mit einer Rolle aufgewickelter 100-Euro-Scheine zum Millionär. Auch sogenanntes "WC-Notpapier" in feuerroter Leuchtfarbe zählt zur filigranblättrigen Sammlung.

Alles, was bei anderen sprichwörtlich 'für den Allerwertesten' ist, hebt Alexandra fein säuberlich auf. Doch wo eigentlich - im Badezimmerschränkchen? "Nein, meine Mutti hat eines Tages entdeckt, dass die einzelnen Lagen ziemlich genau in die Klarsichtfolien eines Fotoalbums passen", erzählt die Sammlerin.

Jetzt steckt Klokultur zwischen den Einbänden. Inzwischen kann sie drei solcher Alben voll bestückt mit je bis zu 200 verschiedenen Toilettenpapieren vorweisen. Ein viertes ist bereits wieder zur Hälfte gefüllt.

Neues Futter für die Sammlung gibt's rollenweise. "Ich schaue beim Einkaufen stets am Regal mit Toilettenpapier vorbei, in Restaurants führt mein Weg immer bewusst auch aufs WC", erzählt Alexandra über ihre Motivsuche. "Einmal habe ich auf einer Klassenstudienfahrt nach Italien ein Rollen-Sixpack mit seltenen Lama-Motiven gekauft."

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Die Sammlerstücke wurden dann allerdings etwas beschnitten, weil sie auf dem WC des Schülerbungalows ihre ursprüngliche Aufgabe erfüllen mussten. "Manchmal kann ich mit meinem Hobby das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden", schmunzelt Alexandra.

Zur Corona-Krise, als Toilettenpapier zeitweise zur Bückware wurde, war das Lager bei den Wolfs immer gut gefüllt. Schließlich braucht Alexandra immer nur ein Blatt von jeder Rolle.

Alexandras Lieblingsmotiv sind übrigens Einhörner. Die Blaue Mauritius der Sammlung wäre ein Blatt mit Camouflage-Muster. "Das habe ich mal irgendwo im Internet gesehen, aber nirgendwo kaufen können", sagt Alexandra.

Nebeneffekt der Sammelwut: Niemand muss sich bei ihr Gedanken über ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk machen. "Ich bekomme längst zumeist Toilettenpapier geschenkt", sagt Alexandra. Ein Banknachbar schenkte ihr einen selbst gemalten Batman auf WC-Papier.

Von ihrer Oma aus Bonn gab's mal eine Rolle mit den zwölf Tierkreiszeichen - Blatt für Blatt in Blau gedruckt.

"Zum 16. Geburtstag hat mir Mutti sogar eine dreistöckige Torte aus Klopapierrollen geschenkt!"

Weil sich gleich und gleich gern gesellt, ist Alexandras Verlobter auch ein Sammler. "Ich sammele Modelleisenbahnen und baue Loks von Garteneisenbahnen", sagt Lukas (23), der schon vor der Heirat zufällig auch Wolf heißt.

Insgesamt acht Loks im Maßstab 1:22,5 können bereits auf der 15 Meter langen Strecke rund um den heimischen Swimmingpool ihre Runden drehen.

"Ich baue sie selbst oder baue sie um, von der Stange kosten sie zwischen 100 und 1000 Euro", sagt Lukas, der gerade an vier neuen Miniloks bastelt.

Vor zehn Jahren hat ihn sein Großvater mit dem Miniaturbau angesteckt, als er ihm zu Weihnachten ein Startset schenkte. "Mein Vater musste die Schienen verlegen", grinst Lukas.

Längst sind seine Lok-Kreationen auf Ausstellungen zu bewundern. Manchmal lässt er sie auch in seinem Youtube-Kanal "Stepney_Productions" rauchen, fauchen und auch mal spektakulär entgleisen.

Lok für Lok und Blatt für Baltt wurde aus der Vorliebe zu Klopapier und Miniloks die große Liebe fürs Leben. Wer weiß, vielleicht wird die Hochzeitstorte wieder aus Klopapierrollen aufgebaut.

"Es gibt jedenfalls teurere Hobbys", sagt Alexandra und ist längst sicher: "Toilettenpapier ist doch viel zu schade dafür, wofür wir es benutzen."