Kein Geld: Muss dieser Kirchturm im Vogtland abgerissen werden?
Oelsnitz - Noch sind die höchsten Kirchtürme des Vogtlandes von den umliegenden Hügeln gut sichtbar: 73,5 Meter ragen die zwei spitzen Türme der Jakobikirche in Oelsnitz in den Himmel. Doch die Wahrzeichen sind in Gefahr.
"Einer der beiden Türme muss entweder saniert oder abgerissen werden", erläutert Christoph Apitz, Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde St. Jakobus im Vogtland.
Einzelne Elemente des Nordturmes, der im Stil der Neugotik erbaut wurde, bröckeln. Erst betraf es die feingliedrigen Ornamente unterhalb der Brüstung. Dann brachen Stücke aus den filigranen Lanzettfenstern. Netze und Absperrungen sollen Schlimmeres verhindern.
Viele Einwohner seien entsetzt über die Erwägung, dass ein Kirchturm verschwinden könnte, sagt Apitz: "Aber Aufwand und Kosten für den Erhalt sind hoch."
Angesichts der öffentlichen Resonanz werde nun die Rettung angestrebt. Ein Förderverein mit 33 Mitgliedern befinde sich in der Gründungsphase.
"Bald sollen Architekten klären, welche Kosten genau auf uns zukommen." Dass die Kirchgemeinde das Projekt allein stemmen könne, sei eine Illusion, so Apitz. "Es braucht Fördergelder, Spenden und Unterstützung der Landeskirche."
Weniger Kirchenmitglieder, weniger Geld: Historische Gebäude in Gefahr!
Es wird schwieriger, die eigenen, oft denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten, erklärt die evangelische Landeskirche auf Anfrage. Der Mitgliederrückgang schränke die finanziellen Möglichkeiten zunehmend ein.
"Die Erhaltung der historischen Gebäude ist eine immerwährende Aufgabe, denn auch nach einer umfassenden Sanierung beginnt sofort wieder die Abnutzung und Alterung aller Bauteile", erklärt eine Sprecherin.
Die Oelsnitzer Jakobikirche gehört zu den wichtigen Zeugnissen der Spätgotik in Sachsen, sagt Kunsthistoriker Stefan Bürger, der lange zu dem Thema an der Technischen Universität Dresden geforscht hat und inzwischen eine Professur an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg innehat.
Grundmauern und Gewölbe hätten sich aus dieser Zeit erhalten. Die Türme wurden nach einem Brand in den 1860er-Jahren in Anlehnung an die Spätgotik wieder aufgebaut.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa