Rentner wohnt im einst größten Ausflugslokal des Vogtlands
Falkenstein - Es war einst das größte Ausflugslokal der gesamten Region: der "Irrgang" im Falkensteiner Ortsteil Dorfstadt. Das vogtländische Landhaus war Gaststätte, Kindererholungsheim, Werkstatt. Heute ist es der Wohnsitz von Eberhard Baldauf (74), der nun ein Buch über sein prominentes Heim geschrieben hat.
Die Bedeutung des Namens "Irrgang" ist bis heute nicht einwandfrei geklärt. In den frühen 1930er-Jahren wurde das Gelände zu einer Ausflugsgaststätte für Touristen ausgebaut.
Kaum zu glauben: In den 30er-Jahren waren an guten Tagen "bis zu 30 Kellner im Einsatz, bis zu 2000 Plätze konnten besetzt werden", schreibt der Besitzer in seinem Bildband "Irrgang - Eine Zeitreise von Eberhard Baldauf".
Unmittelbar nach dem Krieg wurde das Landhaus zu einem Erholungsheim für Kinder. 1962 erfolgte der Ausbau zu einer Wochenkrippe, wo Kinder sich die Woche über aufhielten und am Wochenende von ihren Eltern abgeholt wurden.
Die Wochenkrippe zog 1981 aus. Bis 1989 diente das Gebäude als Werkstatt für das anliegende Regierungssanatorium.
Bereits 1955 bis 1958 wurde an das Gelände angrenzend das Nachtsanatorium errichtet. Hier konnten sich die Kumpel der Wismut erholen.
Auch Erich Honecker soll im "Irrgang" abgestiegen sein
1963 wurde das Nachtsanatorium zum Regierungssanatorium für hohe Parteifunktionäre umfunktioniert und existierte bis zur Wende. Eberhard Baldauf erzählt: "Auch Egon Krenz war im Sanatorium zu Gast. Für die Mitarbeiter spendierte er ein Fass Bier, das auf der Bühne im Saal ausgeschenkt wurde."
Weitere berühmte Gäste im Sanatorium waren Walter Ulbricht und seine Frau Lotte, die 1965 hier eingekehrt waren. Gerüchten zufolge soll auch Erich Honecker hier abgestiegen sein.
Seit 2010 wohnt Eberhard Baldauf zusammen mit seiner Frau in dem Landhaus. Er hat es liebevoll saniert, die Fenster sind noch original erhalten geblieben.
Das Buch "Irrgang" (25 Euro) kann man unter anderem im Restaurant "Renoir" erwerben sowie im vogtländischen Buchhandel.
Titelfoto: Ralph Kunz