Plauen - Wer als Ruheständler noch einmal eine Herausforderung sucht, geht zum Seniorenstudium oder zum Rentnersport. Bei Alfred Hollfelder ist das im stolzen Alter von 79 Jahren ganz anders: Er leitet neuerdings einen Pärchenklub in Plauen (Vogtlandkreis) - auf Anraten seines Hausarztes! Der rüstige Rentner ist Wiederholungstäter, war schon einmal erfolgreich im Wechselspiel-Gewerbe tätig. Jetzt will er seinen neuen alten Swingerklub mit einer kleinen Klinik und einem Polizeirevier ausstatten.

Hollfelder will's noch einmal wissen. In Plauen eröffnete der 79-Jährige auf über 1000 Quadratmetern Sachsens größten Swingerklub. Na ja, den beliebten Klub gab's eigentlich schon seit 2005. Er gehörte sogar ihm, war aber seit 2014 verpachtet.

"In manchen Nächten fanden hier bis zu 160 Gäste zueinander", erinnert er sich.

Von wegen, swing, mei Sachse, swing. Die wechselfreudigen Pärchen reisten sogar bis aus Bayern, Thüringen, Schwaben, Berlin, Brandenburg und sogar aus Holland, Österreich und der Schweiz an. Auch Ärzte, Handwerker, Juristen und Polizisten waren auf den Matten zu finden.

Vogtland Anwohner in Angst! Aggro-Mann randaliert im Vogtland

Bis Corona die Wechselspielchen stoppte und den langjährigen Pächter finanziell in die Knie zwang.

Hollfelder: "Ich wollte keinen Streit mit ihm, habe das Etablissement zurückgenommen und im August einfach selber wiedereröffnet."

Quasi auch auf ärztliches Rezept. "Mein Hausarzt hat mir zu Abwechslung und Beschäftigung geraten", erzählt Hollfelder.

Abwechslung und Beschäftigung? Passt, ist es doch genau das Credo eines Swingerklubs!

Vogtland Defekter Blitzer im Vogtland geklaut: Darum will der Bürgermeister ihn unbedingt zurückhaben

Aus dem alten Namen "Phoenix" wurde wieder "Avantgarde" und neun Monate lang renoviert. Die dunklen Zimmer, die einst das Liebesparadies für härtere Touren von Liebhabern der Sado-Maso-Spielchen waren, wurden bis auf eines zurückgebaut. Jetzt sieht es fast so aus wie vor neun Jahren, bevor Hollfelder seinen Klub verpachtete. Im Erdgeschoss werden letzte Hemmungen beim Zuprosten neuer Bekanntschaften abgelegt. Die Bar hat über 50 Plätze und eine Zickzack-Form.

Weil man dadurch automatisch immer jemandem gegenübersitzt, haben's selbst Kontaktmuffel ziemlich leicht.

Hat die Swinger die Fleischeslust gepackt, schleichen sie sich hinauf in die zweite Etage. Alles anfassen, Interessantes und Unbekanntes berühren, sich knuddeln oder tiefgründig auf Abenteuersuche gehen - hier oben kann jeder noch einmal Kind sein und sich in über 20 fantasievollen Spielzimmern lustvoll vergnügen.

Im verspiegelten Scheich-Bereich sieht man auch nüchtern doppelt und dreifach. Das japanische Zimmer wartet mit Hand- und Fußfesseln auf. Überall wandelt man auf Schaumstoffmatten. Vorsicht nur im verschachtelten Pyramidenzimmer: nicht an die altägyptischen Säulen rammeln! Eine Mumie reicht Kondome auf einem Silbertablett.

Im Kerkerzimmer verzücken Lustschreie hinter Schwedischen Gardinen. War da etwa jemand böse und wurde ans Andreaskreuz gefesselt? Liebesspiel kennt keine Abgründe. In einem Titanic-Raum kann man im nachgebauten Ozean-Kreuzer förmlich in den Tiefen der Liebeslust versinken. Na, wer will aufs Ober-, wer aufs Unterdeck?

Oder man lümmelt einfach vielfach auf den zwei großen Liegewiesen und entspannt danach befriedigt in einem der zwei Whirlpools. Oder in der Sauna.

"Das allseits beliebte Tipi-Zelt im Indianerzimmer ist übrigens ein Original", sagt Hollfelder. "Ich habe es einem Indianerklub in Nürnberg abgekauft." Federn und Friedenspfeife - vielleicht der Beginn einer lüsternen Leidenschaft?!

Doch für wen ist das Bäumchen-wechsle-dich-Spiel ein Zauberelixier fürs Liebeslieben? "Wer's ausprobieren will, kann jeden ersten Freitag im Monat zum Kennenlernabend kommen", sagt Hollfelder. Bis 22 Uhr ist sein Klub dann eine erogene Schnupperzone. Wen dabei die Neugier packt, um weiter zu bleiben, der löhnt den Eintritt.

"Einmal verschwand nach so einer Besichtigungstour ein junges Paar Hals über Kopf", erzählt Hollfelder und löst gleich auf. "Der Sohn hatte seine Eltern getroffen. Fortan kamen beide Pärchen getrennt zum Swingen."

Bald sollen auch wieder Motto-Partys steigen - zum Beispiel eine 007-James-Bond-Nacht. Nicht wundern, wenn man dann auf 40 Agenten in Frack und Fliege trifft. Keine Sorge, der Aufzug im Anzug wechselt im Laufe der Nacht wie beim echten Bond von schnieke auf nackt.

Bei der DDR-Party ist Schlag Mitternacht die Wende von Ost- auf West-Look angesagt. Außerdem gibt's demnächst die Oktoberfest-, Dirndl-Party, White Night und DJ-Abende. Die Verkleidungen sind dabei nur das textile Vorspiel. Fallen die Hüllen, dürfen nur noch Dessous die prallen Rundungen verstecken.

Mit Motto-Partys, frivolem Ambiente und lockerer Atmosphäre will der gebürtige Franke und langjährige Spediteur an beste Swingerzeiten in Plauen anknüpfen. Geplant ist zudem ein 350 Quadratmeter großer Anbau mit einem Klinikzimmer für Doktorspielchen. "Einen Original-Gyn-Stuhl dafür habe ich schon angeschafft", schmunzelt der Inhaber, der jetzt als Barkeeper hinter der Swinger-Theke steht.

Auch eine kleine Polizeistation soll entstehen. Manche finden eben Uniform enorm.

Der Klub ist freitags, samstags und an anhängenden Feiertagen von 20 bis 3 Uhr geöffnet.

• Adresse: Lößnitzer Str. 106, 08525 Plauen (Parkplätze nebenan).

• Eintritt: Pärchen und Einzelherren zahlen 130 Euro, Solo-Damen 40 Euro. Warmes und kaltes Büfett sowie Getränke inklusive. An einer neuen Website wird gerade gebaut.

Info-Tel. 0171/1170157.