Pöhl - Da lassen wir Sachsen uns doch nicht lumpen: Wenn die Brandenburger mit dem Scharmützelsee in Bad Saarow ihr "Märkisches Meer" haben, können wir mit dem "Vogtländischen Meer" aufwarten, dem Gewässer der Talsperre Pöhl. Der künstlich aufgestaute See bietet so manche Überraschung.

Gäbe es einen Wettbewerb "Schönster Arbeitsplatz, schönster Arbeitsweg" – Kapitän Helmar Müller könnte sich Chancen ausrechnen. Denn der 55 Jahre alte Schiffsführer darf jeden Morgen direkt auf die Talsperre Pöhl zuradeln, hinunter zu "seiner" Anlegestelle nahe der Staumauer.

"Es ist immer wieder schön", beschreibt er kurz und bündig sein tägliches Erlebnis, das Arbeit heißt, aber doch Urlaub gleichkommt.

Eine glatte Stunde dauert die Fahrt, die Kapitän Müller pro Tag vier bis fünf Mal mit Gästen antritt. "Wir haben 124 Plätze, davon 60 auf dem Oberdeck." Unterwegs ist er und seine Kollegen auf den beiden Fahrgastschiffen "Pöhl" und "Plauen".

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Die soliden Boote wurden 1977 und 1979 in Ostberlin gefertigt. Sie laden zur klassischen einstündigen Rundfahrt, aber auch zu Charter und Themenfahrten. "Zum Beispiel mit Dixielandmusik", sagt Müller und strahlt: "Das ist herrlich. Da jazzt das ganze Schiff."

Die Schiffsführer müssen ihre Arbeit trotzdem konzentriert verrichten. "Denn wir sind ja mit einem ständig veränderten Wasserspiegel konfrontiert. Dann sind da noch die vielen Hobbybootfahrer und vor allem die Luftmatratzenkapitäne. Man muss ganz schön aufpassen", erklärt er.

Auch sonst gibt es rundum genug Abwechslung. Je nach Jahreszeit zeigt sich die Natur an den Rändern der Talsperre anders.

Zu den Sonderfahrten, die angeboten werden, gehört auch der Ausflug "Das versunkene Dorf Pöhl". Geführt von einem Heimatforscher geht es mit dem Schiff genau über die Stelle, wo bis zum Baubeginn der Talsperre 1962 das Dorf Pöhl stand. Während der Erläuterungen laufen Fernseh- und Filmbilder des versunkenen Ortes.

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"Besonders schön sind unsere abendlichen Sonderfahrten", so Müller. "Sie dauern zwei Stunden. Wegen der Stunde mehr haben wir mal richtig Zeit, in die kleinen Buchten zu schippern. Das gibt immer ein großes Hallo bei den Campern an Land und bei den Fahrgästen. Und wenn dann bei eintretender Dunkelheit die Lichterketten langsam angehen, ist das Romantik pur!" Müller dreht am Steuerrad und verrät: "Dann machen wir auch mal eine Schiffspirouette, also drehen uns auf der Stelle."

Im Übrigen würden die Fahrten in die Buchten gern auch mal mit Fjordfahrten in Schweden verglichen. Das sei natürlich hemmungslos übertrieben, zeige aber, welchen Eindruck Pöhl auf Besucher macht. Platzreservierung gibt's unter der Nummer 037439/45060 oder über die Mail schifffahrt@talsperre-poehl.de.

Die Fahrt auf den Ausflugsschiffen kostet für Erwachsene 11 Euro, für Kinder 6,50 Euro. Aber auch abseits des Wassers ist die Talsperre eine Reise wert.

Kapitän Müller empfiehlt eine Rundfahrt mit dem Rad: Bis auf zwei Stellen führt der Weg durchgehend am Ufer entlang. Unzählige Gasthäuser und Cafés freuen sich auf Gäste – direkt am Wasser oder oberhalb der Talsperre.

Es gibt mehrere Bootsverleihe und Badestellen, darunter für FKK-Freunde. Für Camper ist die Talsperre ein regelrechtes Paradies.

Auf dem Campingplatz Gunzenberg stehen zusätzlich originelle Minihütten mit Walmdach bereit.