Neuer Name für Planetarium in Halle: Sigmund Jähn muss den Abflug machen!
Muldenhammer/Halle - Am Mittwoch entscheidet sich in Halle/Saale die Zukunft von Sigmund Jähn († 82). Der Stadtrat muss über die Namensgebung des neuen Planetariums entscheiden. Wie es aussieht, wird der Name des ersten Deutschen im All gestrichen.
Seit Wochen tobt in der Stadt ein Streit um den berühmten Sachsen aus dem Ortsteil Morgenröthe-Rautenkranz (TAG24 berichtete). Hintergrund: Das alte Planetarium trug seit 1978 Jähns Namen.
Das Haus wurde beim Hochwasser 2013 schwer beschädigt, der Neubau am Holzplatz soll dieses Jahr eröffnet werden. Aber ohne den Namen des 2019 verstorbenen Vogtländers.
Dafür wollen Grüne und CDU im Stadtrat sorgen. CDU-Fraktionsmitarbeiter Matthias Waschitschka (56): "Sigmund Jähn war Repräsentant des Unrechtsregimes und ein Aushängeschild der DDR. Deshalb halten wir es nicht für richtig, ihn zu ehren."
Während Linke, SPD und "Mitbürger" weiter zu Sigmund Jähn stehen, plädiert die Fraktion "Hauptsache Halle" für den ersten Mann auf dem Mond, Neil Armstrong. Die AfD möchte den Astrophysiker Alfred Weigert (†65) ehren und die FDP das Namensrecht meistbietend verkaufen.
Update, 18.40 Uhr: Das Planetarium in Halle soll künftig den einfachen Namen "Planetarium Halle (Saale)" tragen. Das beschloss der Stadtrat am Mittwoch. 28 Stadträte stimmten für den Vorschlag der Grünen-Fraktion, 18 waren dagegen, 3 Stadträte enthielten sich. Vor der Entscheidung war erneut eine Debatte um den Namenszusatz "Sigmund Jähn", dem ersten Deutschen im All, entbrannt. Die Fraktion der Linken hatte einen solchen Vorschlag eingebracht. Die Gegner einer solchen Benennung führten an, dass Jähn ein Repräsentant des DDR-Regimes gewesen sei.
Die Linke im Stadtrat bezeichnete den neuen Namen als "mutlosen Kompromiss". Andere Fraktionen brachten vor dem Beschluss weitere Namenszusätze ins Spiel. Die Fraktion des Vereins "Hauptsache Halle" schlug beispielsweise den Namen des US-Astronauten Neil Armstrong vor. Auch der Name des 44-jährigen deutschen Astronauten Alexander Gerst fiel in der Diskussion.
Im Rundbau eines ehemaligen Gasometers soll in Halle bis Ende 2021 das neue Planetarium entstehen. Unter der Sternenkuppel sollen dann Lesungen, Konzerte und Hörspiele stattfinden sowie Wissensdokumentationen gezeigt werden. Für Künstler gebe es die Möglichkeit des visuellen Malens. Die Projektoren können 360-Grad-Aufnahmen und Videos auf die Kuppel beamen. Selbst Hochzeiten sollen möglich sein.
Die Linke hat eine Online-Petition für Sigmund Jähn gestartet. Stadträtin Ute Haupt (63): "Wir können stolz auf ihn sein. Sein Name würdigt die Leistungen aller Ostdeutschen."
Titelfoto: Peter Endig/dpa