Heinersgrüner Grenzturm wird zum Selfie-Hotspot
Weischlitz - Aus einer scharf bewachten Grenze wurde Acker, aus Feinden Freunde: Drei Landräte aus Sachsen, Thüringen und Bayern eröffneten den zum Gedenkort umgebauten Wachtturm im Ortsteil Heinersgrün (Vogtlandkreis).
Der Turm nahe der A72 und seine Grenzer bewachten und beleuchteten bis 1989 den Todesstreifen der DDR. Nach der Sanierung gehört er dem Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth.
Dessen Besucher können diesen Außenposten künftig besichtigen, Fotos und Selfies machen - sogar mit einem Busshuttle.
Für Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) macht der Turm die deutsche Geschichte begreifbar.
"Vor 34 Jahren hätten wir hier noch in einem Minenfeld gestanden. Der Blick auf die Autobahn, die Stelle, wo ein junger Mann durch eine Splitterbombe ums Leben gekommen ist, das macht es verständlich für junge Menschen."
"Der Grenzturm ist ein weithin sichtbares Mahnmal innerdeutscher Teilung", sagte der Landrat des Vogtlandkreises, Thomas Hennig (46, CDU). Mit ihm eröffneten den Grenzturm die Landräte des Saale-Orla-Kreises Thomas Fügmann (69, CDU) und Hof Oliver Bär (46, CSU) sowie Bayerns Europaministerin Melanie Huml (47, CSU)
1978 in Betrieb genommen, bündelte der Wachtturm die Technik der Grenzsignalzäune und die Kommunikation der Soldaten. Die Sanierung kostete rund 280.000 Euro.
"Eiserner Vorhang" bei Google Maps
Bei Google Maps ist die Grenze zwischen Bayern und Sachsen als "Eiserner Vorhang" bezeichnet. Ein Begriff aus dem Kalten Krieg.
Jetzt, zur Eröffnung des sanierten Grenzturms in Heinersgrün, traf Vogtland-Landrat Thomas Hennig seinen Hofer Kollegen Oliver Bär am ehemaligen Todesstreifen.
"Der Eiserne Vorhang war der einstige äußere Grenzzaun", so Hennig. "Heute ist die Grenze ein grünes Band, das die Menschen verbindet."
Mit beim Festakt dabei war auch Zeitzeuge Werner Günther (74), der 1961 nach Neustadt umgesiedelt wurde. "Als Kinder spielten wir trotz Verbots an der Grenze. Hier zu stehen ist ein komisches Gefühl."
Titelfoto: Ellen Liebner