Grabschande von Reichenbach: Der Friedhofs-Fall wird zum Politikum
Reichenbach - Nachdem TAG24 vor einer Woche die Zustände auf dem Reichenbacher Hauptfriedhof enthüllte, kam Reichenbach (21.000 Einwohner) im Vogtland nicht mehr zur (Friedhofs-)Ruhe. Der Vorgang wurde zum Politikum, die Verantwortlichen sind einbestellt - damit die Pietät wieder Einzug hält.
Eine Leserin hatte sich mit den schockierenden Bildern an die Redaktion gewandt. Einmal falsch abgebogen, stand sie auf dem Friedhof vor einer Horrorfilm-Kulisse: ausgeschüttete Urnen, offene Särge und Gebeine - alles auf einem Schutthaufen zusammengekehrt! Die Friedhofsverwaltung spielte die Grabschande herunter.
"Doch der Stadtrat war sich einig: So darf es nicht weitergehen", sagt Landtagsabgeordneter Stephan Hösl (57, CDU). Als lokaler Parteichef brachte er die heikle Geschichte diese Woche in die Stadtratssitzung ein.
"Die Frau hat nichts Verbotenes gemacht, der Ort war jahrzehntelang begehbar", weiß Hösl, der selbst dort Grabpflege betreibt.
Und er schaltete den Verwaltungs-Chef der Stadt ein: Reichenbachs Oberbürgermeister Henry Ruß (59, Linke). "Ich habe sofort die Zustände nachgefragt und einen Termin mit dem Leiter vereinbart", bestätigt der Stadtchef.
"Es ist gut, dass die Bürgerin uns darauf aufmerksam gemacht hat. Das Thema berührt mich seelisch." Als ehemaliger Prozessmanager einer Zeitarbeitsfirma liegen ihm saubere Abläufe am Herzen.
Urnen, Särge und Gebeine mittlerweile weggeräumt
Laut TAG24-Recherchen wurde der Wirtschaftshof mittlerweile beräumt. Mitte nächster Woche muss sich der Friedhofs-Chef persönlich verantworten, damit so etwas nie wieder passiert.
"Dafür stehe ich mit meinem Namen", so Ruß, der aber auch weiß: "Wenn ich ein Urnengrab beseitige, muss ich sie zur Seite räumen."
Hösl gibt zu bedenken: "Unsere moralische Verpflichtung geht über Gesetzeslagen oder Zeiträume hinaus."
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