Ende einer Ära: Oelsnitz reißt alte Teppichfabrik ab
Oelsnitz/Vogtl. - Das Ende einer Ära beginnt am Montag: Dann startet der Abriss der alten, seit der Wende stillgelegten Halbmond-Teppichfabrik am Oelsnitzer Bahnhof. Doch die Teppichfirma, deren Produkte weltweit mit Füßen getreten werden, gibt es weiterhin - der moderne Werksteil arbeitet wenige Meter weiter in der Brückenstraße.
1880 gründeten Karl Koch und Fritz te Kock die Teppichweberei im Vogtland. Ihren Höhepunkt erlebte die Firma in den 30er-Jahren mit 2500 Mitarbeitern. In der DDR exportierte VEB Halbmond-Teppiche in den Nahen Osten, stattete eine Moschee in Jordanien mit 800 Quadratmetern feinsten Bodenbelags aus. Begehrt bei den Parteileitungen waren hochwertige Wandteppiche mit den Konterfeis von Marx und Lenin.
1990 erlebte Halbmond seine privatisierte Wiedergeburt. Die 220 Mitarbeiter haben sich auf eine luxuriöse Nische spezialisiert - so laufen Hotelbesucher aus aller Welt über Oelsnitzer Teppiche.
Ebenso die Besucher in Casinos in Las Vegas oder Filmstars im Streifen "The Grand Budapest Hotel". Geschäftsführer Ralf Litzenberg (61) sieht seine Teppichweberei weiter im Aufwind: "Ich glaube an gute Arbeit, qualifizierte Mitarbeiter, gute Produkte und innovative Verfahren."
Nun beginnt der Abriss der alten Fabrik. Das kostet bei 56.000 Quadratmetern Fläche rund neun Millionen Euro. Bund und Land tragen 85 Prozent der Kosten, 1,35 Millionen Euro belasten die Stadt, die das Areal für neues Gewerbe herrichten will.
Oberbürgermeister Mario Horn (48, CDU): "Damit verschwindet der letzte große Schandfleck von Oelsnitz, und Schönes entsteht."
Titelfoto: Ralph Kunz