Eine Rentnerin und ihre morbide Leidenschaft: Sie ist die Grabstein-Jägerin aus dem Vogtland
Rodewisch - Für die meisten Menschen ist der Friedhof ein Ort der Trauer und der Erinnerung. Für Steffi Arnold (65) aus Rodewisch (Vogtland) ist er das auch - aber gleichzeitig auch ein Ort der Leidenschaft und spannenden Entdeckungen. Die Rentnerin hat sich der etwas ungewöhnlichen Aufgabe verschrieben, Grabsteine zu fotografieren und die Daten für die Nachwelt zu sichern.
Was im Dezember 2019 mit der zufälligen Begegnung eines entfernten Verwandten und der gemeinsamen Suche nach Familiendaten im Grabsteinprojekt des Vereins für Computergenealogie (CompGen) begann, entwickelte sich für Steffi Arnold zu einer wahren Sucht.
Seitdem hat sie unglaubliche 85.206 Fotos von Grabsteinen angefertigt. 116 Friedhöfe im Vogtland, 85 weitere im Erzgebirge, Zwickauer Raum und sogar im tschechischen Grenzgebiet hat sie dafür bereist.
Die auf den Grabsteinen verewigten Namen, Geburts- und Sterbedaten hat sie akribisch erfasst und in die Datenbank des CompGen-Projekts eingepflegt.
Ein unschätzbarer Dienst für Familienforscher, Heimatforscher und alle, die sich für die Geschichte ihrer Vorfahren interessieren.
Anzahl der Friedhöfe im Vogtland, die sie noch nicht besucht hat, schrumpft stetig
Besonders die Friedhöfe im ehemaligen deutschen Gebiet des heutigen Tschechiens haben es Steffi Arnold angetan.
"Wenn ich da hinkomme und sehe, dass auf einem Friedhof mit fast ausschließlich deutschen Namen nur ein einziger Tscheche beerdigt ist, dann ist das für mich immer wieder ein bewegender Moment. Ich muss da einfach immer wieder hin", erzählt sie mit leuchtenden Augen.
Doch Steffi Arnolds "Sucht" hat auch ihre Schattenseiten. Die Anzahl der Friedhöfe im Vogtland, die sie noch nicht besucht hat, schrumpft stetig.
"Manchmal denke ich mir schon, dass ich in Zukunft wohl sehr intensiv suchen muss, um noch nicht dokumentierte Grabsteine zu finden ...".
Archivare der Toten
Das Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie (CompGen) dokumentiert die Inschriften historischer Grabsteine und macht diese öffentlich zugänglich.
Die Mitarbeit am Projekt ist unkompliziert: Alles, was Ihr benötigt, ist eine Kamera und etwas Zeit.
Fotografiert die Inschriften der Grabsteine auf einem Friedhof in Eurer Nähe und gebt die Informationen online in die Datenbank ein.
Detaillierte Informationen zum Projekt und zur Vorgehensweise findet Ihr auf der Webseite des Vereins für Computergenealogie. Das Grabstein-Projekt ist auf die Mitarbeit Ehrenamtlicher angewiesen. Infos: compgen.de
Titelfoto: Kristin Schmidt